Die „Rund-um- Südamerika-Kreuzfahrt“ mit der „Amera“ beginnt im chilenischen San Antonio. Aus dem Gewirr von Kränen und Containergebirgen leuchtet die weiße „Amera“ mit ihrem türkisfarbenen Phoenix-Schornstein über die weit geschwungene Bucht. In den zwanziger Jahren war sie gespickt mit den Masten Dutzender Großsegler aus aller Welt. Darunter auch solche legendären Flying-P-Liner wie „Pamir“ und „Passat“ der Hamburger Reederei Laeisz, die hier Salpeter luden. Kreuzfahrtdirektorin Nadine Grasshoff schüttelt strahlend viele Hände. Fast jeden Gast scheint sie zu kennen. „Hallo, auch wieder mal dabei? Willkommen zu Hause!“ Zwei Drittel der Neuankömmlinge sind „Wiederholungstäter“ und fühlen sich gleich heimisch an Bord ihrer „Amera“.

Südamerika mit der „Amera“: Bordlektor stimmt ein
Ab jetzt heißt es nur noch Kurs Nord. Ritt auf dem kühlen Humboldtstrom, immer entlang der südamerikanischen Westküste. Für den panamaischen Kapitän Dariel Valdes fast ein Heimspiel. Doch was wäre eine solche Reise ohne Einstimmung? Dafür sorgt Bordlektor Jörg Hertel spannend und locker. Volles Haus jedes Mal, wenn er die Nebelschleier lüftet, hinter denen sich noch Atacama-Wüste, Andengipfel, Vulkanschlote, Dschungel und eine wechselvolle Inka- und Kolonial-Historie verbergen. Der Pazifik spielt mit und macht seinem zweiten Namen „Stiller Ozean“ alle Ehre, auch die noch folgenden 4315 Seemeilen. Da kann man sich beruhigt zurücklehnen und genießen. Natürlich auch die Genüsse aus der Bordküche, die von der steiermärkischen Chefin Kathrin Garbadi souverän gemanagt wird.



Mondlandschaft unter dem Kreuz des Südens
Der „kleine Norden“ zwischen Wüste und subtropischem Süden Chiles ruft. Landgang in Coquimbo. Über Jahrhunderte ein berüchtigtes Seeräubernest, profitierte der Hafen später vom Export von Bodenschätzen. Gemessen an seinen gewaltigen Kupfervorkommen ist das Andenland das Reichste in Südamerika. Auch einen Goldrausch gab es mal. Geschürft wird auch Kohle in der Atacama-Mondlandschaft, die zu den trockensten und lebensfeindlichsten Wüsten der Erde zählt. Apropos Mondlandschaft: In der Nähe liegt La Serena, eine der „schönsten Städte Chiles“, wie es heißt. Auf der legendären „Panamericana“ zwischen Alaska und Feuerland fährt der Ausflugsbus dorthin. Ein architektonischer Kontrast aus bewahrtem Alten und zukunftsweisendem Neuen erwartet uns. Aber auch wunderschöne Pazifik-Strände. Etwas weiter landeinwärts im „verzauberten Tal“ folgt man den Spuren der Molle-Kultur mit Felsgravuren, Sonnensymbolen und Masken.
Wieder an der Küste liegt bald ein spezieller „Duft“ in der Luft, denn Fischerei ist das zweite Standbein der Region. Der nährstoffreiche Humboldtstrom vor der Haustür liefert die Grundlage. Selbst aus Deutschland wurden Fischdampfer angekauft. Ein immer wieder begehrtes Fotomotiv: der frühere Hamburger Hecktrawler „Julius Pickenpack“, der sich während eines Sturms mit seinem schlanken Steven in die Uferpromenade bohrte.
Peruanisches Leben erkunden
In Matarani legt die „Amera“ hauptsächlich an, um die Busgruppen aussteigen zu lassen. Vor ihnen liegt ein peruanisches Highlight: Arequipa. In gut zwei Stunden Berg- und Wüstenfahrt erreichen wir die zweitgrößte Stadt Perus mit einer Altstadt, die seit 2000 zum UNESCO-Welterbe zählt. Gleichzeitig ist sie wichtigstes Kultur- und Wirtschaftszentrum im Süden des Landes. Die wunderschöne Stadt in 2.335 m Höhe ist von einer eindrucksvollen Berglandschaft mit vielen, teils noch aktiven Vulkanen umgeben.
Der Stadtteil Yanahuara, den man sich nur zu Fuß erschließen kann, gehört zum alten Teil der Stadt, wo verwinkelte Gassen, Häuser aus Sillar und peruanischem Charme ganz nah sind. Das Kloster Santa Teresa im Zentrum der Stadt ist erst seit 2008 für die Öffentlichkeit zugänglich – nach langen 300 Jahren. Die Zeit scheint stillzustehen hinter den dicken Steinmauern.
Auf Inka-Spuren

Von Limas Hafen Callao steigt eine Ausflugsgruppe in ein paar Stunden von Null auf 3300 Meter Meereshöhe – da bleibt so manchem Seefahrer die Puste weg. Beim Verlassen des Fliegers in Cuzco überfällt er einen schlagartig, der Sauerstoffmangel. Abhilfe: Coca-Tee, die legale Droge. Sie lindert Kopfschmerzen und macht sogar etwas high. Manchmal muss mit der Sauerstoffflasche nachgeholfen werden. Der begleitende Arzt hat alle Hände voll zu tun mit seinen Höhenkranken. Aber sie sind nicht zu bremsen gewesen in ihrem Drang, den „Nabel der Welt“ zu sehen, wie die Inka ihre Hauptstadt einst nannten. Dass es ein Riesenreich gewesen sein musste, wird einem schlagartig in der Festungsruine von Sacsayhuaman bewusst. Staunend steht man vor bis zu 200 Tonnen schweren, glatt polierten Blöcken. Das können nur Giganten fugenlos und ohne Mörtel aufeinander gewuchtet haben. Durch das grüne Hochtal von Cuzco dröhnen lang gezogene Lokomotiv-Pfiffe. Die 300.000-Einwohner-Stadt aus rosa Naturstein auf Fundamenten alter Inka-Bauten wird wach. In zwei Hotels scharren die Kreuzfahrer ungeduldig mit den Füßen. Auf dem Tagesprogramm steht Perus Touristensensation Nummer 1: Machu Picchu, die letzte Zufluchtsstätte der Inka.
Schaukeltripp ins Inka-Reich
Schwarz qualmend rumpelt der schmalspurige Kreuzfahrer-Zug auf ausgeleierten Gleisen bergan. In mühevollen Vor- und Rückwärtsmanövern klettert der Schneckentempo-Express auf die Passhöhe von fast 4000 Metern. Ende der atemberaubenden Spitzkehrenfahrt. Ab nun geht´s nur noch bergab. Hinein ins Urubamba-Tal. Lehmfarbene Wassermassen, die den Amazonas speisen, brodeln meterhoch hart neben der Strecke. In dem beängstigend schaukelnden Bähnle hat man das Gefühl, auf See zu sein – und das mitten in den Anden. Noch hüllen sich Berge und Regenwald in das gleiche Schweigen wie vor ein paar hundert Jahren, als schon die spanischen Eroberer nach der geheimnisvollen Ruinenstadt Ausschau hielten. Jeder hat die Bilder im Kopf, doch nach dreieinhalb Stunden Zockelei übertrifft die Wirklichkeit alle Vorstellungen. Geheimnisvoll wabern Wolkenfetzen um den pyramidenförmigen Gipfel des Huayna Picchu. Auf einem 2700 Meter hohen Gebirgssattel liegt ihm das architektonische Wunderwerk zu Füßen, das erst 1911 entdeckt wurde. Lange Schlangen von Schauenden winden sich treppauf, treppab durch das Steinlabyrinth.
Nach drei schiffs- und sauerstoffarmen Nächten in Andenhöhen sind die „Ausreißer“ wieder an Bord. Erstaunlich, aber wahr: Der Pazifik wird zum Chamäleon, als die „Amera“ frühmorgens den Rio Guayas ansteuert: Das tiefe Dunkelblau wandelt sich in eine träge braune Sauce, auf der Wasserhyazinthen wie kleine Inseln treiben. PS-starke Einbäume schießen aus den Mangrovensümpfen und kreuzen den Kurs.

Nichts als krumme Früchte
Ringsum Bananen, nichts als Bananen. Dass Ecuador Exportland Nummer eins dieser krummen Früchte ist, davon kann man sich im Hafen von Guayaquil, der mit drei Millionen Einwohnern größten Stadt des Andenlandes, selbst überzeugen. Palette auf Palette verschwindet in den Luken der Fruchtschiffe aus aller Welt. Übrigens auch Kakao und Kaffee.
Die „Fracht“ der „Amera“ muss bei den herrschenden tropischen Temperaturen ähnlich sensibel gekühlt werden wie das „grüne Gold“ Ecuadors. Juan, ein Schiffsmakler, schützt sich vor den senkrecht herab brennenden Sonnenstrahlen durch einen unverwüstlichen Panama-Hut. „Die werden übrigens hier geflochten“, erklärt er in bestem Hamburgisch, und ihren Namen haben sie von den Bauarbeitern des Panama-Kanals.“ Der 50-Jährige fuhr früher als Matrose auf deutschen Bananendampfern.
Im Iguana-Park kommt man sich hier vor wie in einem Jurassic Park en miniature: Drachen ohne Ende, aber nicht furchteinflößend. Knapp einen Meter oder auch darüber messen die grünen Leguane, die es sonst nur noch auf den ecuadorianischen Galapagos Inseln gibt. Sie sind sich ihrer Popularität durchaus bewusst, so fotogen sie sich in Pose werfen.

Natur auf dem Programm
Von Manta aus, der zweitgrößten Hafenstadt Ecuadors, fahren die Urlauber mit dem Bus entlang der Küste in den zwei Stunden entfernten Nationalpark Machalilla. Als einziger Lebensraum außerhalb der Galápagos-Inseln beherbergt er den Galápagos-Albatros und daneben über 270 weitere Vogelarten. Er ist außerdem Heimat für Buckelwale, Leguane, Ameisenbären, Gürteltiere, Affen sowie für viele weitere gefährdete Säuger. Während einer Wanderung durch den insgesamt über 600 Hektar großen Nationalpark können Tier- und Pflanzenwelt erkundet werden. Danach wird am Strand „Los Frailes“ gehalten, sicherlich einer der schönsten der Pazifikküste Südamerikas, gelegen in einer kleinen, idyllischen Meeresbucht. Ein kurzes Bad in der Pazifik-Brandung ist auch noch drin im Ausflugs-Zeitplan.

Einmal durch den Panamakanal
Nach einem Seetag – mit Äquatorüberquerung und Taufe – voraus im Frühdunst die Wolkenkratzer-Wand von Panama City. Die „Amera“ legt am neuen Cruise Terminal auf der Isla Perico an, weit draußen vor der Stadt. Hier kann man sich die Füße vertreten beim Shopping im Yachthafen oder am Strand der Insel Flamenco ein erstes oder letztes Mal im Pazifik baden. Andere zieht es mit ihren Busausflugsgruppen Downtown, zu den Miraflores Schleusen, zum Gatun See mit Gamboa- Regenwald und Embera Indianern.
Am nächsten Morgen erreichen wir Puente de las Americas.Der elegante Stahlbogen ist Verbindungsstück zwischen Süd- und Mittelamerika, in Steinwurfnähe zu Panama City. Die Amerikabrücke ist auch ein winziges Teilstück der 33.000 Kilometer langen „Traumstraße der Welt“ oder Panamericana zwischen Alaska und Feuerland. Einen Traum erfüllen sich viele Kreuzfahrer mit der Kanal-Passage. „Alte Kanal-Hasen“ wollen auch den neuen, parallel verlaufenden Kanal sehen. Der wurde 2019 für die großen Post-Pan-Max-Schiffe eröffnet, sollte aber schon zum 100. Jubiläum der Wasserstraße 2014 für den Verkehr freigegeben werden. Für Brocken mit 366 Meter Länge, 50 Meter Breite und bis zu 14.000 TEU-Standardcontainer. Noch nicht ganz vom Tisch ist die chinesische Nicaragua-Variante für Schiffe von unbegrenzter Größe. Doch ob die je kommt …?

Schauen zwischen den Ozeanen
Für die „Amera“ ist eine 48.000 Euro teure Tagespassage reserviert. Dieses Glück haben Seeleute nur selten. Bei strahlendem Sonnenschein spult der Fels-, Wasser- und Urwald-Film ab. Die Außendecks sind gerammelt voll. Der Panama-Railway-Express, einziger Zug zwischen Atlantik und Pazifik, kommt am rechten Ufer entgegengeschaukelt und begrüßt uns mit satt dröhnendem Loktyphon.
Lektor Jörg Hertel informiert pausenlos von der Brücke über Historie, Daten, Sehenswürdigkeiten und passierende Schiffe. Ein im Gaillard Cut, der spektakulären Steilwand-Durchfahrt, vorbei rauschender japanischer Containerfrachter entpuppt sich als dickster Brocken für unseren Schleusentreppen mit den höchstzulässigen Panmax-Maßen: 278 Meter lang und 33 Meter breit. Die „Amera“ ist dagegen nur ein relativ kleiner Fisch. Der kleinste jedoch war kein Schiff, sondern Richard Halliburton. Er durchschwamm 1928 die 81,6 Kilometer lange Wasserstraße. Er musste nur 36 Cents dafür berappen, denn die Passage-Gebühren werden nach Gewicht berechnet.

Neun Stunden Schau-ins-Land auf der „Hochseeautobahn“ – dokumentiert durch eine ansehnliche Urkunde im Gegensatz zur Äquatorüberquerung – zwischen den Ozeanen wiegen die Kreuzfahrer in trügerischer Ruhe. Doch dann schlägt die Karibik zu, vom ständig wehenden Nordostpassat aufgewühlt. Noch eine Nacht bis Buffalo, nein, bis San Blas.
Unter Palmen bei den Kunas
Der Archipel von San Blas erstreckt sich entlang der karibischen Nordküste Panamas mit über 365 Traum-Inseln und -Inselchen. Die „Amera“ steuert die sogenannte Carti-Inselgruppe an. Türkisfarbene Karibik-Wellen verlocken zum Baden. Weiter geht´s im Hafenreigen: quer durch die Karibik nach Kolumbien in eine der schönsten Städte Südamerikas. Cartagena wurde im Jahre 1533 von den Spaniern strategisch günstig auf einer Halbinsel gegründet. Sehenswert: die gut erhaltenen Festung San Felipe de Barajas, die größte und eindrucksvollste ihrer Art auf dem südamerikanischen Kontinent und von der UNESCO unter Schutz gestellt. Nur ein Spaziergang durch die malerischen Gassen der Altstadt, in denen sich Kolonialbauten, Kirchen, Paläste und belebte Plätze aneinander reihen, bringt einem diese Schönheiten nahe. Für 60 Dollar – hier ist Handeln angesagt! – sollte man sich ein Taxi chartern, das einen samt Fahrer-Erklärungen drei bis vier Stunden zu den wichtigsten Punkten kutschiert. Auch auf den höchsten Hügel mit Kloster von 1607 und weitem Blick über die Stadt.


Zwischen Fisherman´s Hut und Leuchtturm
Ein Seetag liegt zwischen Cartagena und den Niederländischen Antillen. Neben ihren Duty-free-Schnäppchen und der Großraffinerie bietet das 190-Quadratmeter-Eiland Aruba noch einiges mehr. Die Inselrundfahrt beginnt in Oranjestad, der Hauptstadt von Aruba. Das Stadtbild dieser Karibikinsel ist geprägt von pastellfarbenen holländischen Kolonialgebäuden mit geschnitzten Türen und traditionellen KachelnIm Gegensatz zu den meisten anderen Karibikinseln gibt es auf den ABC-Inseln keinen tropischen Regenwald. Man erlebt hier eine wüstenähnliche Landschaft mit vielen Kakteen-Arten, Agaven und Aloe-Pflanzen. An der kargen Nordspitze wird am California Leuchtturm gestoppt, um zu fotografieren und einen Blick auf die Küstenlinie sowie die weißen Dünen von Prins zu werfen.

Pastellfarbenes Klein-Amsterdam
„Bon Bini!“ Willkommensgruß im Papiamento-Dialekt in Willemstad, der Hauptstadt von Curaçao. Sie ist die größte Insel der Niederländischen Antillen und die mittlere im Bund der ABC-Inseln (Aruba, Bonaire, Curaçao). Vom neuen Kreuzfahrt-Anleger erreicht man die pittoreske Altstadt in wenigen Minuten zu Fuß. Gleich hinter der ersten Wand hundertwasserbunter Häuser öffnet sich der Blick auf die schmale Hafenzufahrt mit dem gelb leuchtenden Fort Amsterdam links und der schwimmenden Königin-Emma-Pontonbrücke rechts. Ungefähr in der Mitte davon lässt sich das Auf- und Zuschwingen samt Schiffspassagen in einer Uferkneipe bei einem kühlen Carib-Bier trefflich genießen. Oder auch während eines Ausflugs die Herstellung und Verkostung des berühmten blauen Curacao-Likörs. Ganz Bequeme können auch hier noch einen Badetag einlegen, bis es nach einem weiteren Seetag in Santo Domingo, der Hauptstadt der Dominikanischen Republik, heißt: Ihr Rückflug wartet auf Sie!

Text: Peer Schmidt-Walther, Fotos: Peer Schmidt-Walther und Phoenix Reisen
Weitere Infos über die „Amera“ von Phoenix Reisen sowie kommende Kreuzfahrten finden Sie hier.
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