Landgang in Rosendal: Wer mit dem Kreuzfahrtschiff kommt, muss erst mal ins Tender klettern, um den kleinen Ort kurz vor dem Mündungstrichter des Hardangerfjords in Norwegen zu erreichen. Wir hatten nur ein paar Stunden Zeit, das hübsche Dorf zu erkunden, und stellten fest: Hier könnte man es gut ein wenig länger aushalten.
Vom Yachthafen mit seinen schnittigen Segelbooten aus kommt man zunächst an einigen Werkstätten vorbei und staunt über die witzigen Street Art-Gemälden an den Fassaden. Dann aber hat man auch schon das „Zentrum“ von Rosendal erreicht. Hier gibt’s kleine Boutiquen, Cafés und Restaurants und natürlich auch das berühmte und wirklich super-delikate Softeis, für das Norwegen bekannt ist.
Das kleinste Schloss Skandinaviens
Die Hauptattraktion des Ortes liegt außerhalb, aber auch nur gut einen Kilometer entfernt. Es ist die Baronie Rosendal, die einzige des Landes und zugleich das kleinste Schloss Skandinaviens. Die Entstehungsgeschichte ist schnell erzählt. 1658 bekamen Karen Mowat, eine der reichsten Frauen Norwegens, und der arme dänische Adelige Ludvir Rosenkrantz das Gut Hattenberg zur Hochzeit geschenkt. Ein paar Jahre später hatte das Paar ihr Gut in ein Schlösschen im nordischen Renaissancestil umgewandelt. Und schließlich erklärte König Christian der Fünfte ihr prächtiges Zuhause zur Baronie. Heute zählt sie zur meistbesuchten Sehenswürdigkeit der Gegend. Ausflügler spazieren durch den gepflegten Park, lauschen dem Vogelgezwitscher und bestaunen die duftenden Rosen. Mitten im Küchen- und Kräutergarten gibt es ein gemütliches Café.
(Öffnungszeiten der Baronie Rosendal: 11 bis 16 Uhr, Eintritt: 190 Kronen, nur Garten: 150 Kronen).
Wunderschöne Natur in Rosendal
Spaziergänge erfreuen aber nicht nur rund ums Schloss. Kaum hat man Rosendal verlassen, verschlägt einem die wilde Natur der Gegend schier den Atem. Mächtige Berge mit sprudelnden Wasserfällen, üppig grüne Wiesen, alte Alleen: Rosendal fasziniert mit einer Landschaft wie aus dem Bilderbuch. Wer mehr über sie erfahren möchte, ist beim Steinpark an der richtigen Adresse – ebenfalls nur ein paar Gehminuten vom Schloss entfernt. Zu sehen gibt es Gesteine aus der Region und Wasserinstallationen.
Sollte das Wetter beim Besuch in Rosendal mal nicht so mitspielen, bietet sich ein Abstecher ins Informationszentrum Folgefonnsenteret an. Dort lassen sich interaktive Ausstellungen zum Folgefonna Nationalpark, dem Wasserleben im Hardangerfjord, über nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen und den Klimawandel ansehen (Eintritt Erwachsene: 100 Kronen, Kinder: 60 Kronen).
Wer sich für den Schiffsbau interessiert, schafft es vielleicht auch noch ins Museum Skaalurensamlinga – ebenfalls direkt im Ort. Hier erfährt man u.a., dass viele bekannte Schiffe an den Stränden Rosendals gebaut wurden. Sogar das Schiff des weltberühmten Polarforschers Roald Amundsen, die Gjøa, war hier entstanden (im Sommer täglich von 12 bis 16 Uhr geöffnet).
Neueste Attraktion des Ortes ist das „Salmon Eye“, ein schwimmender Pavillon im Fjord. Das ungewöhnliche Museum beschäftigt sich mit der norwegischen Fischerei- und Aquakultur und ist nur per Boot erreichbar.
Kein Zweifel, es gibt viel zu sehen in Rosendal. Zeit müsste man haben! Denn dann könnte man die wunderschöne Natur hier erst wirklich mit allen Sinnen auskosten: bei Wanderungen zu den Wasserfällen, Kanutouren im Fjord und auf dem Gletschersee, bei Fahrradtouren in die Umgebung. Aber das ist ja auch das Schöne an Landgängen bei der Kreuzfahrt. Man lernt neue Orte kennen und beschließt, bald einmal für einen längeren Aufenthalt wiederzukommen.
Mehr Infos zu Urlaub in Fjordnorwegen gibt es hier.
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Text und Fotos: Susanne Müller