Eigentlich hatte er mal Fluglotse werden wollen. Doch dann entschied sich der gebürtige Bonner Moritz Stedtfeld doch für die Touristik, arbeitete als Animateur für den Club Calimera in Ägypten, in der Türkei, Griechenland und auf den Kanaren. 2015 ging er bei Phoenix Reisen auf der „Artania“ als Animateur an Bord, wurde drei Jahre später Entertainment Manager und sollte 2020 Kreuzfahrtdirektor auf der „Deutschland“ werden. Dann kam Corona und warf alle Pläne über den Haufen. Zum Glück nur kurzfristig: Nach einem Intermezzo auf den Flüssen ist Moritz Stedtfeld seit einigen Jahren Kreuzfahrtdirektor auf der „Amera“. Er spielt gerne Beachvolleyball, liest gute Bücher und erkundet Kreuzfahrtziele am liebsten beim Joggen. Bei Instagram verfolgen mittlerweile über 12.000 Follower sein Leben an Bord.
Bekannt als sympathischer Reiseleiter durch „Verrückt nach Meer“ und nun junger Kreuzfahrtdirektor von Phoenix Reisen auf der „Amera“: Wie schafft man es, die Karriereleiter derart schnell „hinaufzujoggen“?
Von Beginn an konnte ich mich mit der Philosophie der Firma identifizieren. Jeden Tag bin ich mit einem Lächeln im Gesicht und voller Vorfreude auf das, was der nächste Tag wieder zu bieten hat, aufgewacht. Die Arbeit mit den Gästen liegt in meiner Natur und so hat mich meine Motivation und Wissbegierde immer wieder in andere Bereiche des Arbeitslebens an Bord geführt. Nach drei Jahren Kreuzfahrt hatte der Spaß an der Arbeit keinen Deut nachgelassen, sodass ich das Ziel entwickelte, eines Tages als Kreuzfahrtdirektor die Weltmeere zu bereisen und dem Leben an Bord meinen Stempel aufzudrücken. Dies hat dann recht schnell geklappt. Ich war wohl einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort und bekam im Herbst 2019 das Angebot, ab 2020 als Kreuzfahrtdirektor auf der „Deutschland“ zu fahren. Da musste ich nicht lange überlegen. 😉
Wie sieht ein typischer Tag für Sie als Kreuzfahrtdirektor aus?
Das ist immer abhängig davon, ob wir im Hafen liegen oder auf See sind. An einem Hafentag bin ich vor Ankunft auf der Brücke, um zu schauen, ob wir im Zeitplan liegen und alles klappt. Von dort informiere ich die Gäste dann über die Bordlautsprecher über die Freigabe des Schiffes und gebe noch ein paar allgemeine Infos. An der Gangway können mich die Gäste dann antreffen und eventuelle Fragen loswerden. Tagsüber habe ich immer wieder Meetings, werfe einen Blick auf das Programm für den nächsten Tag und schaue, dass ich einen guten Überblick über die gesamte Schiffsoperation behalte. An Seetagen kann ich bei den Veranstaltungen an Bord dabei sein und stehe bei Gesprächsbedarf zur Verfügung. Gemeinsam mit den Abteilungsleitern, dem Phoenix-Team und der Besatzung gestalten wir den gesamten Tag abwechslungsreich und sorgen für eine gute Rundum-Organisation, um den Gästen einen angenehmen Urlaub zu bieten.
Was machen Sie, wenn Sie frei haben?
Dann schnappe ich mir meine Laufschuhe oder schaue mir die schönsten Orte an. Gerne auch mit dem Kapitän oder dem Team bei einem gemeinsamen Kaffee. Letztendlich arbeitet man aber sieben Tage die Woche und viel Freizeit hat man dabei nicht. Die Arbeit endet erst, sobald man die Kabinentür hinter sich geschlossen und das Funkgerät ausgeschaltet hat. Doch diese Arbeit habe ich mir ausgesucht und ich wäre enttäuscht, wenn ich nicht den ganzen Tag im Einsatz sein könnte.
Welche besonderen Herausforderungen bringt Ihr Job mit sich? Was mögen Sie besonders daran, was gar nicht?
Besondere Herausforderungen sind beispielsweise Routenänderungen aufgrund von schlechtem Wetter. Da muss man immer viel umorganisieren, schnell handeln und die bestmögliche Alternative finden. Auch diese Momente machen mir Spaß, denn kein Tag ist wie der andere. An diesen Herausforderungen mag ich besonders, dass man sich eine Lösung einfallen lassen muss. Dabei haben wir viel Freiraum. Hauptsache, wir können diese Lösung dann auch umsetzen und den Gästen dadurch vielleicht sogar ein ganz besonderes Erlebnis kreieren.
Was mir gar nicht gefällt ist, wenn die Behörden dem Schiff Vorgaben auferlegen, die für alle Beteiligten unangenehm sind und keinen Zweck erfüllen. Wir mussten mal für alle Gäste QR-Codes erstellen, was auch für die Gäste eine Heidenarbeit war. Alle für die QR-Codes benötigten Informationen hatten die Gäste bereits im Vorfeld mitgeteilt. Dies akzeptierten die Behörden allerdings nicht, sodass wir Stunden damit verbrachten, diese Codes zu erstellen. Am Ende hat sich niemand dafür interessiert. Das ärgert einen dann schon, weil man da einfach machtlos ist und die Vorgaben erfüllen muss.
Wie sind Sie überhaupt zur Seefahrt gekommen und was macht für Sie den besonderen Reiz eines Arbeitsplatzes auf einem Schiff aus?
Das war Zufall! Auf der „Artania“ wurde ein waschechter Animateur gesucht und da ich gerade überlegte, meine Animationskarriere an Land an den Nagel zu hängen, kam dieses Angebot genau zum richtigen Zeitpunkt. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartete. Die Ziele klangen so toll. Städte wie Singapur, Sydney und New York, in denen ich noch nie gewesen bin. Und Orte wie Nuku Hiva, Banda Neira und Ilulissat, von denen ich noch nie gehört hatte. Also sagte ich zu und entwickelte eine riesige Freude an der abwechslungsreichen Arbeit an Bord, der Seeluft und den nie enden wollenden Naturschönheiten dieser Welt. Ja, das hat mich seitdem einfach nicht mehr losgelassen.
Welche sind Ihre Lieblingsrouten und Häfen?
Das ist schwer zu beantworten, da die Welt so viel bietet. Jeder sollte einmal durch die norwegischen Fjorde gefahren sein. Absolut atemberaubend! Eine der schönsten Städte für mich ist Auckland. Die Einfahrten nach New York und Sydney sind grandios. Und in Singapur erwartet einen eine völlig andere, aber unglaublich beeindruckende Welt. Einer meiner schönsten Ausflüge führte zu den Iguazú-Wasserfällen. Ein echtes Naturwunder. Den schönsten Strand habe ich auf der Île des Pins in Neukaledonien erlebt. Und am liebsten bin ich in der Südsee unterwegs, denn die Inseln unterscheiden sich alle sehr und die Vielfalt der Meeresbewohner kann man beim Schnorcheln bestens entdecken. Und außerdem: Dort ist es während unseres Winters immer warm. 😉
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