Er ist wahrscheinlich der bekannteste Kapitän in Deutschland: Morten Hansen, im Dienst von Phoenix Reisen auf allen Meeren unterwegs und Star der ARD-Serie „Verrückt nach Meer“. Schon als kleiner Junge träumte er davon, Schiffsführer auf einem der „weißen Schwäne“ zu sein, die im Hafen seiner norwegischen Heimatstadt Tromsö vor Anker lagen. Seine Karriere startete als einfacher Matrose, später studierte er an der Maritimen Hochschule in Tromsö und legte dort die Masterprüfung für sein Kapitänspatent ab. 2001 übernahm Morten Hansen das Kommando auf der „Black Watch“ der Fred Olsen Cruise Line. Danach steuerte er eine Zeit lang eine private Charteryacht an der Côte d’Azur. Seit 2006 ist er Kapitän bei Phoenix Reisen – und begeistert die Kreuzfahrer (nicht nur) mit seinen Durchsagen: „Hier sprikt der Kapitän from der Brrrrüge!!!!“
Kapitän Hansen, Sie sind inzwischen fast so bekannt wie die Schiffe, die Sie steuern – wie fühlt es sich an, wenn Passagiere Sie durch die Fernsehsendung ‚Verrückt nach Meer‘ sofort wiedererkennen?
Inzwischen ist es ganz selbstverständlich, darauf angesprochen zu werden. Das größte Kompliment für mich ist jedoch, wenn Gäste berichten, dass sie durch die Sendung inspiriert wurden und sich daraufhin für eine Kreuzfahrt entschieden haben.
Welche Eigenschaften muss ein guter Kreuzfahrkapitän Ihrer Meinung nach unbedingt mitbringen – und welche haben Sie vielleicht erst im Laufe Ihrer Karriere gelernt?
Ein guter Kreuzfahrtkapitän braucht weit mehr als nur nautisches Fachwissen – er ist nicht nur Schiffsführer, sondern auch Führungspersönlichkeit, Gastgeber und Sicherheitsgarant. Er braucht Fachwissen, muss Teamplayer sein und Verantwortung übernehmen, Sicherheitsbewusstsein mitbringen und er braucht soziale Kompetenzen gleichermaßen für Besatzung und Gäste. Was es aber auch braucht, ist die Leidenschaft für die Seefahrt.
Gibt es einen Hafen, in den Sie immer wieder gerne einlaufen, weil er für Sie etwas ganz Besonderes bedeutet?
Natürlich ist es für mich jedes Mal ein besonderes Gefühl, in meine Heimatstadt Tromsø einzulaufen – es ist wie ein Stück Heimkommen. Schon bei der Einfahrt werden Erinnerungen an meine allererste Seefahrt wach. Oft treffe ich dort auch frühere Kollegen, die heute als Lotsen tätig sind, und freue mich auf den persönlichen Austausch.
Die Welt hält aber viele beeindruckende Häfen bereit – von Sydney über Singapur und Hongkong bis hin zu Shanghai. Doch ein unvergesslicher Gänsehautmoment bleibt die Einfahrt nach New York: Vorbei an der Freiheitsstatue und entlang von Ground Zero – ein Erlebnis, das sich tief ins Herz einprägt.
Sie tragen ja enorme Verantwortung auf der Brücke – wie schaffen Sie es, dabei trotzdem die Ruhe zu bewahren?
Nach über 30 Jahren auf Kreuzfahrtschiffen weiß man Situationen deutlich besser einzuschätzen – Erfahrung prägt, und in der Ruhe liegt die wahre Stärke.
In ‚Verrückt nach Meer‘ haben die Zuschauer Sie auch privat ein wenig kennengelernt – wie viel echtes Bordleben steckt wirklich in der Sendung?
Sehr viel! Es gibt natürlich ein Drehbuch, an das man sich grob halten sollte, schließlich muss man ja auch wissen, was man drehen will. Aber es geht schon oft sehr hektisch in der Küche zu… Aber auch angespannt manchmal auf der Brücke. Ich bin kein Schauspieler, ich bin Kapitän.
Sie fahren seit vielen Jahren für Phoenix Reisen – was schätzen Sie an „Ihrer“ Reederei am meisten?
Fast zwei Jahrzehnte mit Phoenix Reisen haben mir eines gezeigt: Das Fundament jeder erfolgreichen Zusammenarbeit ist gegenseitiges Vertrauen – und genau das weiß ich bei Phoenix am meisten zu schätzen.
Ihre Gäste träumen oft von fernen Zielen – welches Erlebnis auf See ist für Sie persönlich bis heute unvergesslich?
Es gibt zu viele schöne Momente, um einen einzigen herauszugreifen – doch die Anläufe in fremden Ländern und auf exotischen Inseln, bei denen wir mit feierlichen Zeremonien empfangen wurden, zählen sicher zu den bewegendsten.
Wenn Sie an Ihre ersten Tage auf See zurückdenken: Was hat sich im Kreuzfahrtleben am meisten verändert – und was ist vielleicht auch gleich geblieben?
Am meisten verändert haben sich meiner Meinung nach die Menschen. In unserer hektischen Welt ist es nicht immer leicht, Träume zu erfüllen – besonders, da man durch die sozialen Medien schnell im Mittelpunkt steht, nicht immer im positiven Sinn, und oft ohne die Möglichkeit, selbst Stellung zu nehmen. Urteile werden sehr schnell gefällt. Die sozialen Medien haben dadurch auch einen großen Einfluss auf unser Geschäft.
Ein weiterer wesentlicher Wandel betrifft den Umweltschutz. Phoenix Reisen hat in die Schiffe viel investiert, um auch künftig ihren Beitrag für die Umwelt zu leisten. Und vielleicht die größte Veränderung: der Übergang von der analogen in die digitale Welt. Zum Beispiel gibt es heute keine Papierseekarten mehr – die Navigation erfolgt vollständig elektronisch. Gleich geblieben ist jedoch das Wesentliche: Ein Schiff sicher von A nach B zu bringen – unabhängig vom Wetter. Und am Ende zählt immer nur eines: dass es den Gästen und auch der Besatzung an Bord gut geht!

Gab es schon mal eine besondere Situation, in der Ihr ganzes Können als Kapitän gefragt war und die Sie nie vergessen werden?
Im vergangenen Winter erlebten wir während der Weltreise in Puerto Madryn, Argentinien, eine außergewöhnliche Situation. Das Schiff lag sicher vertäut am Pier, als plötzlich eine Windhose mit 60 bis 70 Knoten Wind aufkam und uns seitlich traf. Die Festmacherleinen rissen, die Gangway stürzte zwischen Pier und Landseite ins Meer, und das Schiff wurde von der Pier abgetrieben.
Kapitän und Staff-Kapitän reagierten sofort, die Maschinen wurden gestartet und das Schiff schnell wieder unter Kontrolle gebracht. Die größte Herausforderung war jedoch, dass sich zu diesem Zeitpunkt viele Gäste an Land befanden. Sie mussten mehrere Stunden am Pier warten, bis ein sicheres Einschiffen wieder möglich war. Der Hafen blieb so lange gesperrt, bis alle Gäste an Bord zurückgekehrt waren.
Schließlich konnten wir, als der Wind nachließ, rund eine Stunde später mit allen Passagieren an Bord den Hafen sicher verlassen.
Und zum Schluss: Wenn Sie einmal nicht an Bord sind – wo und wie tanken Sie persönlich neue Energie?
In meiner freien Zeit bin ich am liebsten bei meiner Familie in Österreich. Gemeinsam reisen wir gerne nach Kroatien oder Italien – beides liegt ja fast vor der Haustür. Seit zwei Jahren bin ich zudem stolzer Großvater. Unsere kleine Josefina hält mich als wahrer Wirbelwind ordentlich auf Trab – pure Energie und Freude.

Fun-Fact: Die Borddurchsage vom „Kapitän von der Brrrrüge“ lässt sich hier als Klingelton aufs Handy laden! 😊
Tipp: Ein Interview mit Kreuzfahrtdirektor Moritz Stedtfeld lesen Sie hier.
Fotos: Phoenix Reisen