Dezember 8, 2023

Juneau und Patsy Ann

Dezember 8, 2023

Kreuzfahrer, die in Alaskas Hauptstadt Juneau Halt machen, lernen Patsy Ann schon bald nach ihrer Ankunft kennen. Der Bullterrier, der 1929 in die Stadt kam, ist Juneaus berühmtester Hund. Sein Denkmal steht direkt im Hafen, nicht weit entfernt von seiner letzten Ruhestätte. Was aber ist eigentlich so besonders an Patsy Ann?

Alles hat mit den Schiffen zu tun, die schon immer den Hafen von Juneau ansteuerten. In den 1930er Jahren wurden sie stets von einem kleinen weißen Hund namens Patsy Ann begrüßt. Der örtliche Zahnarzt Dr. Kaser hatte den englischen Bullterrier 1929 als Welpe aus Oregon mitgebracht. Obwohl sie von den Kasers gut behandelt wurde, war Patsy nie ein Stubenhund. Sie liebte es vielmehr, in der Stadt herumzustreifen, die Leute in den Läden und Büros zu besuchen und hier und dort ein Leckerli abzustauben.

Juneau und Patsy Ann
Bund und liebenswert: Juneau, die Hauptstadt von Alaska.

 

Die Dampfschiffe, die damals in Juneau einliefen, kamen nicht wie die heutigen Kreuzfahrtschiffe so, dass man die Uhr nach ihnen stellen konnte.  Doch ganz Juneau wusste, dass ein Schiff kam, wenn Patsy Ann alles, womit sie beschäftigt war, stehen und liegen ließ und zum Kai trottete. Obwohl sie von Geburt an taub war, „wusste“ die Hündin, dass ein Schiff kam, auch wenn es noch eine halbe Meile entfernt war.

Zudem hatte sie ein unerklärliches Gespür dafür, wo genau ein Schiff anlegen würde. Einmal hatte sich eine größere Menschenmenge an einem Kai versammelt, um ein ankommendes Schiff zu begrüßen. Patsy Ann musterte die Gruppe für einen langen Moment, drehte sich dann um und lief geruhsam zu einem anderen Anleger. Das Schiff legte direkt neben ihr an.

Patsy Ann, der berühmteste Hund von Juneau.

1934 ernannte Juneaus Bürgermeister Goldstein Patsy Ann zur „offiziellen Empfangsdame von Juneau in Alaska“. 1942 starb Patsy Ann. Doch ihre Gegenwart ist irgendwie immer noch spürbar. Zumindest, wenn man ihr Denkmal besucht. Es wurde von der mexikanischen Künstlerin Anna Burke Harris geschaffen. Sie verarbeitete darin u.a. Haare von Patsy Ann und von vielen anderen Hunden aus aller Welt. Dahinter steckt natürlich eine spirituelle Bedeutung. In der Tradition der Lakota und Cherokee vermittelt ein solch spirituelles Denkmal ein wenig Unsterblichkeit.

Wer Patsy Ann kennenlernen möchte: sie sitzt jetzt bei 58 Grad, 17 Minuten und 91 Sekunden nördlicher Breite und 134 Grad, 24 Minuten und 17 Sekunden westlicher Länge. Einfacher ausgedrückt: Man findet sie direkt am Kreuzfahrtanleger zwischen dem Marine Park und dem Bibliotheks-/Parkhausgebäude.

Kleine Randnotiz: Als die Skulptur 1992 in Juneau ankam, lud Princess Cruises aus diesem Anlass zu einer kleinen Feier auf der Regal Princess ein. Cy Peck Jr, ein Ureinwohner Alaskas und spiritueller Führer, segnete die Statue im Geiste der Freundschaft und Harmonie zwischen Menschen und Tieren. Wer also nach Juneau kommt, sollte nicht versäumen, die gute alte Patsy Ann zu begrüßen – so wie sie es selbst all die Jahre mit den ankommenden Besuchern getan hat. Und wer weiß? Vielleicht schwappt etwas von ihrem freundlichen Geist dann über – in die Art und Weise, wie wir selbst anderen Menschen begegnen.

Text & Fotos: Susanne Müller

Juneau ist einer der faszinierenden Orte, die man bei einer Kreuzfahrt nach Alaska kennenlernt. Eine Reportage über eine solche Reise lesen Sie in der Ausgabe 2024 von WELCOME ABOARD.

Eurodam in Juneau
Hier hat die Eurodam der Holland America Line in Juneau angelegt.

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