Eine Flusskreuzfahrt mit vielen jungen Leuten? Familien mit Kindern, Freundescliquen im mittleren Alter, knackig-durchtrainierte Oldies im neonfarbenen Sportdress? – Das gibt’s doch gar nicht, mag jetzt der ein oder andere kopfschüttelnd denken. Dann ist er allerdings noch nicht auf der „Prinzessin Katharina“ gewesen. Das Flussschiff von SE-Tours legt in Passau zu einer Reise auf der Donau ab. An Bord haben sich 130 Gäste aus elf Nationen eingefunden und alle freuen sich besonders auf eine Sache: die Radeltouren auf einem der beliebtesten Radwanderwege Europas.
Der erste Abschnitt der siebentägigen Flussreise ist kurz. Der kleine österreichische Ort Engelhartszell liegt quasi nur einen Katzensprung von Passau entfernt. Im gleichen Tempo wie die „Prinzessin Katharina“ die ersten Flusskilometer hinter sich bringt, stellt sich auch das Urlaubsfeeling an Bord ein. Die Sonne scheint warm vom Himmel, eine leichte Brise streicht übers Deck und der erste Aperol Spritz rinnt kühl die Kehle hinab. Reiseleiter Bernd Graue erklärt die Sache mit den Fahrrädern und E-Bikes, bevor der Gong zum Abendessen ertönt. Viele Gäste haben ihre eigenen Räder mitgebracht, aber eigentlich ist das gar nicht nötig. Die feuerroten Tourenräder und E-Bikes von SE-Tours sind nahezu neu und in einem Top-Zustand. In der Lounge erklärt Bernd die Tour des nächsten Tages.

„Ich fahre jede Route als Letzter mit und falls es ein Problem gibt, kann ich eigentlich immer helfen“, beruhigt er diejenigen, die befürchten, sich auf der unbekannten Strecke zu verfahren. Aber das kann eigentlich gar nicht passieren, denn man muss ja nur dem Fluss folgen, der berühmten blauen Donau, die hier in Wirklichkeit eher grünlich schimmert.
Die Schlögener Schlinge
Die oberösterreichische Donauschlinge, eine der romantischsten Strecken der gesamten Kreuzfahrt, bildet den Auftakt der Radtouren. Kurz hinter dem Anlegeplatz des Schiffes in Engelhartszell nehmen die Radfahrer die erste Mini-Fähre über die Donau, dann geht’s auf breiten, schattigen Radwegen bis zur nächsten Mini-Fähre Au-Inzell. Fast direkt an diesem Punkt lohnt eine Rast in der Jausenstation Pumberger. Die Bauersfamilie brennt den Schnaps, melkt die Kühe und verarbeitet die Milch zu Quark und Joghurt. Sie mahlt den Dinkel, der auf ihren eigenen Feldern wächst, und bereitet daraus frische Mehrspeisen zu. Und sie freut sich, wenn die Radfahrer mit seligem Gesichtsausdruck auf ihrem idyllischen Hof sitzen und staunen, wie gut all die selbst gemachten Bioleckereien schmecken. Frisch gestärkt nehmen die Kreuz- und Radfahrer dann die nächsten Kilometer unter die Reifen – insgesamt sind es heute 45. Es geht durch die Schlögener Schlinge, die zum „Naturwunder Oberösterreichs“ erhoben wurde. Es duftet nach Tannenzapfen, Wald und Flusswasser. Im Schatten der Bäume haben sich die Schwäne zu ihrer Siesta zurückgezogen.
Die erste Hauptstadt: Bratislava
Ein neuer Tag, ein neues Land. Heute geht’s nach Bratislava, in die Hauptstadt der Slowakei. Wer mag, erkundet sie per Fahrrad, doch wir entscheiden uns für die klassische Stadtführung und erfahren so einiges über die hübsche Metropole, die erst seit 1919 Bratislava genannt wird. Davor hieß sie Pressburg, genauso wie die Burg in ihrem Zentrum. „Fressburg sagt man heute auch gern“, meint der Reiseführer despektierlich und weist mit dem Kopf auf eine langgestreckte Gasse, in der sich ein Lokal an das andere reiht. Umgedichtet wird in der Slowakei offenbar gern, denn Bratislava sei auch – und das zu Recht – unter Partyslava bekannt. Das können die Gäste der „Prinzessin Katharina“ allerdings nicht nachprüfen, denn am frühen Abend heißt es „Leinen los“ in Richtung Ungarn.


In der Ferne zucken Blitze über den Himmel, das letzte Sonnenrot taucht ihn in dramatische Farben. Noch immer liegen die Temperaturen weit über zwanzig Grad. Eine Sommernacht wie aus dem Bilderbuch und … genau die richtige Zeit, um an einem Cocktail auf dem Sonnendeck zu nippen und den Blick über das Ufer schweifen zu lassen. Die Donauwellen schwappen leise gegen den Schiffsrumpf. Die Skyline von Bratislava wird kleiner und kleiner, bis sie schließlich verschwindet.
Sightseeing in Budapest
Dass Budapest unter Flusskreuzfahrern beliebt ist, lässt sich nicht übersehen. Jede Menge Schiffe legen in Ungarns Hauptstadt an. Das Zentrum ist schnell erreicht und so strömen die Besucher ganz individuell den Hotspots entgegen. Ein Kaffee im neobarocken ‚New York Café‘? Es wurde 1894 eröffnet und etablierte sich schnell zu einem von Schriftstellern und Dichtern gern besuchten Ort. Einige meinen sogar, es sei das schönste Café der Welt.
Oder ein Besuch im größten Thermalbad Europas? Das prachtvolle Széchenyi-Heilbad bietet gleich 15 Innen- und drei Außenbecken. Da kann man sich schon mal verirren. Zum Dinner haben viele Flussfahrer den „ungarischen Abend“ gebucht. Auch wenn’s ziemlich touristisch ist: eine echte ungarische Gulaschsuppe und die wehmütig klingende Zigeunermusik runden den Tag in Budapest perfekt ab.

Stadt, Land, Fluss. Nach Budapest freuen sich die Passagiere wieder auf eine ländlich geprägte Radtour, die zum Teil über slowakisches Gebiet, zum Teil über ungarischen Boden führt. Ein wenig gerät die Etappe zu einer Zeitreise, wenn wir über altes Kopfsteinpflaster hoppeln oder einem gebeugten Mann begegnen, der seine Ziege am Straßenrand grasen lässt. In Esztergom nimmt uns die „Prinzessin Katharina“ wieder auf. Sie liegt zu Füßen des Doms, der einer der größten Kirchen Europas ist. Am Nachmittag verlässt das Schiff die ehemalige Hauptstadt des Königreichs Ungarn und steuert erneut eine europäische Metropole an.

Diesmal geht’s nach Wien. Wer möchte, schwingt sich erneut auf seinen Drahtesel und erkundet die Stadt bei einer individuellen oder geführten Radtour. Oder man nimmt bequem im Bus Platz und lässt sich bis zum Stephansdom kutschieren, von wo aus man die Sehenswürdigkeiten der Stadt erkunden kann.

Die liebliche Wachau
„Kaum zu glauben, dass heute schon unser letzter Tag an Bord ist“, seufzt eine der Mitreisenden, als wir die Wachau erreichen. Tatsächlich: Die Tage an der Donau sind nur zu verflogen. Und man muss wirklich feststellen: Fahrradfahrer sind nette Leute. Da wird sich mit einem Lächeln gegrüßt, das „Du“ ist meistens an der Tagesordnung und Freundschaften werden schnell geknüpft.
„Gibt’s noch Fragen?“ Reiseleiter Bernd Graue ist wie immer dabei, als seine Gäste nach dem Frühstück zu ihren Rädern eilen. Die „Prinzessin Katharina“ hat genau gegenüber dem Barockstädtchen Dürnstein angelegt. Rund 50 Kilometer stehen heute auf unserem Zettel – und sie führen durch eine zauberhafte Landschaft mit sanften Weinbergen, verträumten Dörfern und hübschen Landgasthöfen. Da locken warme Marillenknödel oder ein gut gekühlter Grüner Veltliner. Sommer in der Wachau ist ein bisschen wie in den alten Heimatfilmen und eigentlich möchte man gar nicht mehr weg.


Doch natürlich gibt es auch für den letzten Tag einen Plan. Und der besagt, dass man bis 15 Uhr in Pöchlarn sein sollte, wo das Schiff wartet. Der letzte Abend hält nochmal einen Höhepunkt bereit: ein großes Gala-Abendessen wie auf dem „Traumschiff“ mit Eisparade, Wunderkerzen und Musik.

Donau-Kreuzfahrt mit Rad und Schiff
Vier Länder, drei europäische Hauptstädte und viel Natur haben wir in gerade mal einer Woche gesehen. Und dabei ordentlich in die Pedale getreten – wobei der Schwerpunkt auf dem Genussradeln lag und nicht auf Hardcore-Sporteinheiten. Tschüss! Goodbye! Au revoir! Adeus! – die Gäste aus Deutschland, den USA, Frankreich, Brasilien und China winken sich in Passau ein letztes Mal zu, bevor jeder seiner Wege geht. Pardon: mit dem Radel oder E-Bike von dannen fährt.

Text & Fotos: Susanne Müller
Infos: Die einwöchige Flussreise „Höhepunkte der Donau“ ab/bis Passau wird momentan ab 849 Euro angeboten.
Mehr Infos: www.se-tours.de
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