Mit „Die Kreuzfahrtpolizisten“ hat Autor Andreas Schöwe nicht nur eine neue Krimireihe geschaffen, sondern lässt erstmals die Security eines Kreuzfahrtschiffs in spannenden Fällen ermitteln. Dabei stellt Schöwe nicht nur nebenbei die Abläufe auf einem Kreuzfahrtschiff auch jenseits der Gästebereiche dar, was allein schon für viele Leser Neuland sein dürfte. Außerdem erklärt er die Hierarchien sowie die Aufgaben von Offizieren und Crew, so dass die Leser die Routinen und Prozesse auf Kreuzfahrtschiffen detailliert kennenlernen. All dies eingebettet in spannende Kriminalfälle, bei denen der Leser miträtseln kann, wer der Täter ist. Die neue Krimireihe, verspricht auf den ersten Blick klassische Urlaubsunterhaltung verspricht, aber bietet durch Fachwissen, Figurenzeichnung und sorgfältig aufgebaute Atmosphäre deutlich mehr als nur seichte Lektüre.
Gleich im ersten Band dieser Reihe „Das Phantom auf Kreuzfahrt“ steckt die Reederei Mare Cruise Line in der Krise: Gäste berichten von unerklärlichen Abbuchungen nach Kreuzfahrten mit dem Flaggschiff Mare Fantasy. Reederei-Vorständin Lena Laurer entsendet den Buchhalter Eckhard Wiesner zur Aufklärung an Bord. Dort trifft er auf die frisch in die Security-Abteilung eingestiegene Ex-Polizistin Leonie „Leo“ Winter. Kaum angekommen, stürzt eine Housekeeping-Mitarbeiterin tödlich von Deck 18. Leo und ihr Vorgesetzter Benedikt „Benne“ Cordes übernehmen sofort die Ermittlungen. Schnell wird klar: Es war kein Unfall – Drogen, Geldbetrug und verwobene Zusammenhänge treiben die Handlung voran. Leo und Benne entdecken unter der glänzenden Oberfläche des Kreuzfahrtschiff-Urlaubambientes eine Welt voller Lügeen und Intrigen.
Schon nach wenigen Seiten wird klar, dass Schöwe sein Handwerk versteht: Der Einstieg ist rasant und wirkt gut komponiert, ohne konstruiert zu erscheinen. Besonders auffällig ist der Schreibstil. Schöwe erzählt in einer klaren, schnörkellosen Sprache, die auf Effekthascherei verzichtet und dennoch Bilder im Kopf entstehen lässt. Er beschreibt das Kreuzfahrtschiff nicht als bloße Kulisse, sondern als lebendigen Organismus mit eigenen Regeln, Hierarchien und Spannungen. Dabei ist seine Sprache immer nah an den Figuren, was die Handlung greifbar macht. Dialoge wirken authentisch, die Dynamik zwischen Leo Winter und Benedikt Cordes entfaltet sich in einem natürlichen Rhythmus, ohne dass der Text in kitschige oder überzeichnete Bahnen gerät. Schöwe gelingt es, einen leichten, fast heiteren Ton mit der Ernsthaftigkeit eines Krimis zu verbinden – ein Balanceakt, der nur selten ins Banale kippt.
Der Autor aus dem Münsterland hat mehrere Stationen in der Druck- und Verlagsbranche hinter sich gebracht. Schöwe war bereits auf einigen Kreuzfahrten mit verschiedenen Reedereien weltweit, man merkt seinem Buch sowohl journalistische als auch Kreuzfahrterfahrung an : Szenen sind filmisch erzählt, es gibt präzise gesetzte Cliffhanger und einen gut kalkulierten Spannungsbogen, der nicht auf plumpe Schockmomente setzt, sondern auf stetige Verdichtung. Die Mischung aus kriminalistischer Spannung und detailreicher Milieuschilderung zeigt, dass Schöwe ein Gespür für Tempo und Timing hat.
Was das Buch von vielen herkömmlichen Krimis unterscheidet, ist vor allem die Atmosphäre. Schöwe setzt auf den Mikrokosmos „Kreuzfahrtschiff“. Hier entsteht eine ganz eigene Enge: Luxus und Leichtigkeit auf der Oberfläche, darunter Hierarchien, Abhängigkeiten und eine fragile Ordnung, die leicht aus dem Gleichgewicht gerät. Diese Dualität bildet die Grundlage für den Spannungsaufbau. Schöwe lässt seine Figuren in dieser Welt glaubhaft agieren – die Mischung aus Crewmitgliedern, Passagieren und Ermittlern verleiht der Geschichte Vielfalt und Lebendigkeit.
Natürlich bleibt der Roman dem Anspruch treu, ein „Feel Good-Krimi“ zu sein. Wer eine düstere, komplexe Thriller-Handlung erwartet, könnte enttäuscht werden. Aber der Autor versteht es, Spannung zu erzeugen, ohne seine Leserschaft zu überfordern. Die Geschichte bleibt unterhaltsam, bietet dennoch genug Rätsel, Wendungen und Konflikte, um das Interesse konstant hochzuhalten. Insgesamt gelingt Andreas Schöwe ein Auftakt, der Lust auf mehr macht. Er zeigt, dass ein Krimi nicht nur von der Auflösung lebt, sondern von Figuren, Tonalität und einem Setting, das vertraut und zugleich exotisch wirkt. „Die Kreuzfahrtpolizisten – Das Phantom auf Kreuzfahrt“ ist ein gelungenes Krimidebüt in maritimer Kulisse: mit sympathischer Ermittlerdynamik, spannender Handlung und Flair für Kreuzfahrtdramaturgie. Wer leichte Kriminalunterhaltung mit Urlaubsfeeling mag, findet eine unterhaltsame Lektüre.
Die Kreuzfahrtpolizisten – Das Phantom auf Kreuzfahrt
Andreas Schöwe
Medienservice Riesenbeck
Taschenbuch, 336 Seiten, 13,90 Euro
ISBN: 978-3897145016