Seekrankheit – dieses Phänomen ist für einige Menschen der Grund Nummer 1, um keine Kreuzfahrt anzutreten, obwohl sie eigentlich schon mit einer spannenden Seereise liebäugeln. Es gibt jedoch zahlreiche Methoden, Seekrankheit entgegenzusteuern, wie dieser Artikel zeigt. Schätzungsweise 20 bis 30 Prozent aller Kreuzfahrtpassagiere leiden zumindest zeitweise unter Seekrankheit. Was steckt hinter diesem Phänomen? Wer ist besonders anfällig? Und was kann man tun – vor und während der Reise?
Was ist Seekrankheit eigentlich?
Seekrankheit ist eine Form der Bewegungskrankheit, auch Kinetose genannt. Sie tritt auf, wenn das Gleichgewichtssystem unseres Körpers widersprüchliche Informationen erhält. Während unser Gleichgewichtsorgan im Innenohr durch die Schiffsbewegungen eine ständige Bewegung registriert, signalisiert das Auge – etwa bei einem Blick in die Kabine oder auf einen Bildschirm – Stillstand. Dieser sogenannte sensorische Konflikt verwirrt das Gehirn und kann eine Kaskade unangenehmer Symptome auslösen:
Übelkeit
Schwindel
Blässe
Kalter Schweiß
Erbrechen
Müdigkeit oder Abgeschlagenheit
Konzentrationsprobleme
Im Grunde ist es ein uralter Schutzmechanismus unseres Körpers: Bei einer derart widersprüchlichen Wahrnehmung geht das Gehirn möglicherweise von einer Vergiftung aus – und versucht, sich durch Erbrechen von möglichen Toxinen zu befreien. Eine übervorsichtige Reaktion, die leider oft genau dann einsetzt, wenn man sie am wenigsten gebrauchen kann: während einer erholsamen Kreuzfahrt.
Seekrankheit: Wer ist besonders gefährdet?
Grundsätzlich kann jeder Mensch seekrank werden, selbst erfahrene Seefahrer und Kapitäne. Es ist keine Frage von Erfahrung oder Willenskraft, sondern der individuellen Konstitution und aktuellen körperlichen Verfassung.
Risikogruppen:
Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren: In diesem Alter ist das Gleichgewichtssystem besonders sensibel. Dennoch können Kleinkinder unter zwei Jahren erstaunlich unempfindlich sein.
Frauen: Besonders während der Menstruation, in der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren ist die Anfälligkeit erhöht. Hormonelle Schwankungen scheinen die Sensibilität für Bewegung zu verstärken.
Menschen mit Migräne: Wer an regelmäßiger Migräne leidet, hat statistisch ein höheres Risiko, seekrank zu werden. Der Grund: Die Verarbeitung sensorischer Reize im Gehirn ist oft gestört.
Personen mit Schlafmangel, Stress oder Magenbeschwerden: Ein erschöpfter oder bereits gereizter Körper reagiert schneller mit Übelkeit auf äußere Reize.
Erstfahrer: Menschen, die noch nie auf einem Schiff waren, haben naturgemäß ein höheres Risiko. Doch auch nach Jahren auf See kann Seekrankheit wieder auftreten – etwa bei besonders rauer See oder gesundheitlicher Vorbelastung.
Warum trifft es manchmal auch erfahrene Seefahrer?
Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass man „immun“ gegen Seekrankheit werden kann. Zwar gewöhnt sich der Körper mit der Zeit an gleichmäßige Bewegungen – das sogenannte Adaptieren –, doch diese Anpassung kann jederzeit durch äußere oder innere Faktoren gestört werden:
Wechselhafte See: Plötzliche Wetterumschwünge oder schwerer Seegang überfordern auch geübte Gleichgewichtsorgane.
Körperliche Erschöpfung: Wer krank, müde oder dehydriert ist, ist anfälliger.
Rückfall nach längerer Pause: Auch erfahrene Kreuzfahrer können nach Jahren an Land erneut Symptome entwickeln.
Mentale Erwartung: Wer Angst hat, seekrank zu werden, erhöht durch Stress und Anspannung ungewollt die Wahrscheinlichkeit.

Kann man Seekrankheit vermeiden?
Ganz verhindern lässt sich Seekrankheit nie mit letzter Sicherheit – aber es gibt viele wirksame Methoden zur Vorbeugung:
- Kabinenwahl:
Wählen Sie möglichst eine Kabine in der Schiffsmitte, nahe am Wasserspiegel. Hier sind die Bewegungen des Schiffes am geringsten. Vermeiden Sie Kabinen im Bug oder Heck – dort sind die Schaukelbewegungen am stärksten.
- Blick nach draußen:
Halten Sie sich möglichst im Freien auf und blicken Sie zum Horizont. Das hilft dem Gehirn, die Bewegung richtig einzuordnen.
- Ernährung vor und während der Reise:
Vermeiden Sie vor Reiseantritt schwere, fettige oder alkoholreiche Mahlzeiten. Trinken Sie ausreichend Wasser. Essen Sie regelmäßig kleine, leicht verdauliche Snacks. Viele schwören auf Zwieback, Salzstangen oder grünen Apfel.
- Schlaf und Ruhe:
Gönnen Sie sich vor und während der Reise ausreichend Schlaf. Reduzieren Sie Stressfaktoren so gut es geht.
- Medikamente zur Vorbeugung:
Es gibt bewährte Präparate wie Dimenhydrinat (z. B. Vomex) oder Scopolamin (z. B. als Pflaster), die vor Reiseantritt eingenommen werden können. Besprechen Sie die Anwendung mit einem Arzt – insbesondere bei Kindern oder chronischen Erkrankungen.
- Alternative Mittel:
Ingwer – als Tee, Kapsel oder kandiert – kann helfen, leichte Übelkeit zu lindern. Akupressur-Armbänder (z. B. Sea-Bands), die auf den P6-Punkt am Handgelenk drücken, haben bei Anwendern positive Effekte gezeigt.
Was tun, wenn es einen doch erwischt?
Wenn die Seekrankheit zuschlägt, ist schnelle Reaktion gefragt:
- Position wechseln:
Begeben Sie sich an die frische Luft und suchen Sie sich einen festen Blickpunkt – idealerweise den Horizont. Oder legen Sie sich flach auf den Rücken und schließen Sie die Augen.
- Tief durchatmen:
Ruhige, tiefe Atemzüge helfen, den Kreislauf zu stabilisieren und Panikgefühle zu mildern.
- Nicht lesen oder auf Bildschirme schauen:
Visuelle Fixierung auf unbewegte Objekte kann die Symptome verschlimmern.
- Kleine Mengen trinken:
Trinken Sie kleine Schlucke Wasser oder Ingwertee, um den Flüssigkeitshaushalt stabil zu halten.
- Medikamente:
Wenn Sie keine vorbeugenden Mittel genommen haben, können auch nach Einsetzen der Symptome Dimenhydrinat-Tabletten oder Zäpfchen eingenommen werden. Einige Reedereien bieten auf ihren Schiffen spezielle „Sick Bays“ mit medizinischer Betreuung an.
Wie lange dauert Seekrankheit?
In der Regel bessert sich Seekrankheit nach ein bis zwei Tagen, wenn der Körper sich an die Bewegungen des Schiffes angepasst hat. Viele Passagiere berichten, dass sie sich nach der ersten Nacht deutlich besser fühlen. Und natürlich verschwindet die Seekrankheit sofort, wenn man wieder festen Boden betritt.
Allerdings: Bei schweren Fällen oder besonders rauer See kann die Seekrankheit auch länger anhalten. In diesen Situationen ist es ratsam, medizinischen Rat an Bord einzuholen.
Fazit: Seekrankheit ist kein Grund, auf Kreuzfahrten zu verzichten.
Sie ist zwar lästig, aber in der Regel harmlos und vorübergehend. Wichtig ist, sie nicht zu ignorieren, sondern aktiv gegenzusteuern – sei es mit natürlichen Mitteln, Medikamenten oder einfachen Verhaltensmaßnahmen. WA