April 27, 2015

Morgen-Meditation: Auf dem Irawadi in sein Inneres blicken

April 27, 2015

 

Aung Hlain Bwar, der als Guide auf dem Schiff arbeitet, lässt uns in einer bequemen Haltung auf den gemütlichen Sofas Platz nehmen und bittet uns, die Augen zu schließen. Die nächste Aufgabe lautet: Den Geist auf ein bestimmtes Körperteil zu fokussieren – die Nasenspitze, die Oberlippe oder den Bauchnabel, ganz wie man möchte. „Fünf Minuten reichen schon“, sagt Aung. Ich konzentriere mich auf die Nasenspitze. Höre im Hintergrund einen Staubsauger brummen. Schritte auf dem Teakholzdeck. Nasenspitze. Wohin führt heute nochmal der Ausflug? Oje, abgedriftet – Nasenspitze!  Die Zeit kommt mir ewig vor. Ich hätte nie gedacht, wie schwierig es sein kann, sich einfach nur auf seine Nase zu konzentrieren… Endlich erlöst Aung uns.

Sonnendeck auf der “Sanctuary Ananda”.       Fotos: Susanne Müller

 

„Okay, Sie können ihre Konzentration nun auf Ihren ganzen Körper ausweiten. Beobachten Sie einfach ohne Wertung, was passiert. Lassen Sie Ihre Gedanken kommen und gehen. Hängen Sie Ihnen nicht nach, beobachten Sie sie einfach, als wenn Sie ein Fremder wären, der in Ihr Inneres schaut.“

Das fällt mir tatsächlich leichter als die Sache mit der Nasenspitze. Ich spüre, wie ich ruhiger werde, die Geräusche von außen kaum noch wahrnehme. Das Gefühl für die Zeit verliere. Mich einfach wohlfühle. Irgendwann bittet Aung uns, die Augen wieder zu öffnen.

„Manchmal passieren seltsame Dinge während der Meditation. Und manchmal passiert gar nichts. Man kann nichts erzwingen. Aber tägliches Üben hilft, in einen anderen Geisteszustand zu gelangen“, erklärt Aung.

Auf sein Inneres konzentrieren

Buddhist muss man dafür übrigens nicht werden. Wer wünscht sich nicht, heiterer und mit mehr Gelassenheit durchs Leben zu gehen? „Das gelingt nur, wenn man sich auf sein Inneres konzentriert“, sagt Aung.  „Wer nur nach außen schaut und an anderen Menschen und seinen Besitztümern klammert, kann vom Leben ordentlich durchgeschüttelt werden“, fügt er hinzu und deutet auf meinen Stuhl. „Sie lehnen sich an diesen Stuhl, sehen Sie was jetzt passiert.“ Aung rüttelt mit Karacho an der Lehne, so dass mein ganzer Körper durchgeschüttelt wird. „Nur wer in sich gefestigt ist, kann mit allen Wendungen des Schicksals fertig werden“, lächelt der Burmese und wünscht uns einen schönen Tag.

 

Tipp: Die Reportage über die Flusskreuzfahrt mit der „Sanctuary Ananda“ durch Myanmar lesen Sie in WELCOME ABOARD 2016 (ab Mitte November 2015 im Handel).              

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