Schon seit vielen Jahren ist sie ein Museumsschiff und die beliebteste Touristenattraktion auf den Åland-Inseln. Seitdem sie im Mai 2019 mit der modernsten Technik ausgestattet und wiedereröffnet ist, gestaltet sich der Schiffsbesuch noch ein Stückchen interessanter.
Geschichten aus alter Zeit
Urlauber lauschen den Gesprächen der Besatzung an verschiedenen Stationen auf dem Schiff, klettern treppauf, treppab in Schlafkojen, in die gute Stube des Kapitäns, zum Steuerrad am Bug und bis tief hinunter in den mächtigen Schiffsbauch. Die Geschichten, die man während des Spaziergangs über und unter Deck hört, basieren auf Briefen und Tagebüchern echter Crewmitglieder.
Im Laderaum des Schiffes darf man selbst versuchen, das dicke Segeltuch zu nähen. Animationen vermitteln das Gefühl, in einen Sturm zu geraten und wer möchte, kann sogar zu den Liedern tanzen, zu denen die Matrosen einst ihre Ladys herumwirbelten, wenn die „Pommern“ in London Station machte.
Besuch im Maritimen Museum
Direkt neben dem stolzen Windjammer, im Maritimen Museum, lässt sich noch mehr über die Zeit der Segelschifffahrt erfahren. Und über besondere Menschen an Bord. So wird zum Beispiel die Erinnerung an eine ganz spezielle „Segelfrau“ hochgehalten. Wilhelmina „Mimmi“ Widbom war eine der ganz wenigen Frauen, die als professionelle Matrosin ihren Lebensunterhalt verdiente. Sie segelte auf einigen Schiffen des Reeders Gustav Eriksons, u.a. auf der „Pommern“, der „Grace Harwar“ und der „Herzogin Cecilie“. Sie arbeitete als Köchin und Steward und war oftmals das älteste Crewmitglied an Bord. Die Schiffshierarchie war ihr meistens schnuppe. Wenn sich ein Kapitän über ihre Kochkünste beschwerte, ließ sie ihn schon mal wissen, dass er doch dann gefälligst für sich selber kochen solle. Achtmal umrundete Mimmi Kap Horn und einmal wurde ihr Schiff torpediert. Als eine der treuesten Angestellten der Reederei setzte sie ihre Karriere auf Motorschiffen fort, als die Ära der Segelschiffe vorüber war.
Tiere an Bord
Bei der Reederei Erikson war es gang und gäbe, dass Haustiere auf den Schiffen mitfuhren. So nahm Kapitän Nils Erikson gerne seine Katze Frassie mit, während Kapitän Sven Erikson immer zusammen mit seinem deutschen Schäferhund Pajk fuhr. Außerdem gab es natürlich Schweine, Hühner und Schafe an Bord, die sich während der Fahrt frei auf dem Schiff bewegten. Nach und nach landeten sie allerdings im Kochtopf. Zudem lebten aber auch jede Menge Ratten auf den Schiffen. Sämtliche Versuche sie fernzuhalten, scheiterten. Nach einer Weile kamen die unliebsamen Ratten immer wieder zurück an Bord.
Die Geschichte der „Pommern“
1903 lief das Schiff unter dem Namen „Mneme“ (die griechische Götting des Gedächtnisses) in Glasgow vom Stapel. 1906 wechselte sie zweimal den Eigner. Erst gehörte sie der Reederei A.-G. von 1896 und danach der Reederei F. Laeisz, beide hatten ihren Sitz in Hamburg. Da die Schiffe bei Laeisz immer mit einem P begannen, wurde der Segler in „Pommern“ umbenannt. Bis zum Ende des ersten Weltkrieges fuhr er als Frachtsegler zwischen Europa und Südamerika hin und her.
1908 erwies sich als Unglücksjahr für die „Pommern“. Bei der Ausreise aus Europa entdeckte man ein Feuer im Laderaum und war gezwungen, den nächsten Hafen – Rio de Janeiro – anzulaufen. Wieder auf See, verursachte ein Sturm bei Kap Horn erheblichen Schaden an der Takelage. Auf derselben Reise verschwanden zwei Männer auf mysteriöse Weise, als sie bei ruhigem Wetter an der Außenseite des Schiffes arbeiteten.
Nach dem ersten Weltkrieg wurde die deutsche Handelsflotte zwischen den Siegermächten aufgeteilt. Die „Pommern“ ging als Kriegsentschädigung nach Griechenland, fand jedoch kein Interesse und stand zum Verkauf. So gelangte das Schiff in den Besitz des alandischen Reeders Gustav Erikson. Fortan segelte die „Pommern“ unter finnischer Flagge mit Ballast nach Australien, wo Getreide geladen wurde, das man nach England brachte.
Gallionsfigur der Pommern.
1939 trat die „Pommern“ ihre letzte Reise vor dem Zweiten Weltkrieg an – von Hull in England nach Mariehamn.
1944 wurde die „Pommern“ nach Stockholm geschleppt und diente als Getreidespeicher. Dann ging es zurück nach Mariehamn, wo das Schiff alt und abgenutzt im Hafen lag. 1947 starb Gustav Erikson. Sein Sohn Edgar übernahm die Geschäfte und versuchte erfolglos, die „Pommern“ zu verkaufen. 1949 trat der Segler seine letzte Reise als Frachtschiff von Australien nach England an. Vier Jahre später schenkte der Reeder das Schiff der Stadt Mariehamn, wo es heute als Museumsschiff die Besucher begeistert.
Eintrittspreise, Öffnungszeiten und Info:
Das Museum ist geöffnet täglich: September-Mai von 11 bis 16 Uhr, Juni-August 10 bis 17 Uhr.
Geschlossen: 24.12, 25.12, 31.12.
Eintritt: Ewachsene 14 Euro, Kinder acht Euro, Kinder unter sieben Jahren freier Eintritt.
Anreise mit Tallink-Silja
Wie kommt man auf die Åland-Inseln? – Von Stockholm aus gehen täglich Fähren von Tallink-Silja zu den Åland-Inseln. Die Fahrt durch die Schären ist wunderschön und dauert fünfeinhalb Stunden. Unterwegs genießen Urlauber echtes Kreuzfahrt-Feeling mit Kulinarik, Entertainment, Live-Musik, Wellness und Shopping. Infos über Abfahrtszeiten und Preise: www.tallinksilja.de
Text & Fotos: Susanne Müller