August 10, 2017

Langeland ist Angelland – und viel mehr

August 10, 2017

Eine Rundreise durch den Süden der Insel lässt schnell erkennen, wie ruhig es in der wundervollen, leicht hügeligen Landschaft zugeht. Insgesamt hat Langeland 140 Kilometer Sandstrand – größtenteils naturbelassen. Schnell wird klar, dass Langeland auch Angelland ist, denn überall sind Menschen zu sehen, die den fischreichen Gewässern mit angeblich 21 Fischarten etwas zu entlocken versuchen. Auf Angler hat sich Langeland auch touristisch voll und ganz eingestellt, es gibt spezielle Unterkünfte für sie, und natürlich kann auch die entsprechende Ausrüstung gemietet werden.

Besonders gefallen zudem die vielen reetgedeckten Häuser in den kleinen, verschlafen wirkenden Dörfern, die im Mai vom Raps gelb leuchtenden riesigen Felder und die Windmühlen mitten in der Natur. Oder die wunderschöne auf einem kleinen Hügel stehende Kirche in Tryggelev. Im Süden der Insel gibt es eine Reihe von Naturschutzgebieten mit weidenden Rindern, kleinen Seen und Entenfamilien. Und es gibt Wildpferde! Im entsprechenden Gehege trifft der Besucher zunächst auf schottisches Hochlandvieh, das sich mit den vielen Exmoor-Ponys, die 2003 hier angesiedelt wurden, friedlich die Weiden bei Bagenkop teilt.

Der romantische Hafen von Bagenkop

 

Bagenkop – dieser Ort stellt etwas ganz Besonderes dar. Zum einen gibt es hier einen kleinen Hafen, der einfach nur schön-romantisch wirkt und in erster Linie von Segelbooten angelaufen wird, aber auch als kleine Fischerei-Zentrale dient, wo lokale Fischer gern ihren Fang des Tages an Land bringen. Und der Fisch bestimmt ohnehin Vieles auf Langeland – das ist beispielsweise war im Bagenkop Kro festzustellen, wo täglich ein umfangreiches Fisch-Büffet, angereichert durch Schalentiere, angeboten wird – die Kosten dafür liegen bei 220 dänischen Kronen (rund 30 Euro) pro Person – Getränke kommen noch dazu.

150 Kilometer Kunsttürme

Überall auf der Insel gibt es Galerien, in denen Werke regionaler Künstler zu bestaunen und natürlich auch käuflich zu erwerben sind. Und, besonders interessant: Über die Insel verstreut sind insgesamt zwölf sogenannte „Kunsttürme“ zu finden. Dabei handelt es sich um Bauwerke, die früher als Umspann-Türme für die elektrische Versorgung genutzt wurden, nun aber dafür nicht mehr benötigt werden. Jeder dieser Türme hat seinen eigenen Künstler, der auf die eine oder andere Art mit der Insel verbunden ist. Einer der Aussteller, der Bildkünstler Hans Kjær, hatte die Idee zu dieser etwas anderen Kunstausstellung. Er sagt, dass die „Turmkunst“ interessante und herausfordernde Ansprüche an die Künstler stellt, da die Grundfläche eines Turms nur 1,5 mal 1,5 Meter beträgt. Dafür sind es acht Meter bis zur Decke. Es ist Dänemarks längste Kunstausstellung, da die Besichtigung aller Türme eine Strecke von fast 150 Kilometern ergibt.

Mitmachen beim Frikadellenfest

Es gibt viele Freizeit-Aktivitäten, die auf dieser besonderen Südsee-Insel unternommen werden können. Im Norden laden unzählige kleine Wege, die durch alte Buchenwälder führen, zum Wandern oder Radfahren ein, dabei geht es vorbei an alten Herrenhäusern und klaren Seen. Überall auf der Insel wird Wassersport in jedweder erdenklicher Form angeboten. Am Schloss Tranekaer Tickon gibt es einen Skulpturenpark, in Rudkoebing gibt es jeweils im Sommer ein Musikfestival, in Lohals ganz im Norden ein Frikadellenfest, bei dem Mitmachen erwünscht ist und die besten  Kreationen prämiert werden. Im Langelandsfort kann der Kalte Krieg hautnah erlebt und ein U-Boot von innen besichtigt werden – und ein Original-Stück der Berliner Mauer gibt es hier auch.

Besuch im Herrenhaus Skovsgaard

Dann gibt es noch das vier Kilometer östlich von Rudköbing gelegene Herrenhaus Skovsgaard im Süden der Insel, das im Besitz von Dänemarks Naturfond ist, der eng mit dem dänischen Naturschutzbund zusammenarbeitet.  Im Haupthaus und den Nebengebäuden finden sich mehrere Museen und Ausstellungen, wobei unter anderem auch historische Kutschen und Traktoren besichtigt werden können. Geöffnet ist das Anwesen für die Öffentlichkeit jeweils vom 15. Mai bis 30. September, und dann montags bis freitags von 10 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr. Der Eintrittspreis für Erwachsene liegt bei 50 dänischen Kronen, für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren wird keine Gebühr erhoben. 

In Skovsgaard wird rein ökologische Landwirtschaft – in geringen Umfang – betrieben. Die rund um das Herrenhaus gezogenen Produkte werden vor Ort verkauft. Das aus rotem Backstein gebaute Hauptgebäude ist Museum und zeigt die feinen Räumlichkeiten der Herrschaften sowie als Kontrast dazu die Keller-Zimmer der Bediensteten wie sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts aussahen. Das Ganze wird mit Schrifttafeln erläutert – auch in deutscher Sprache.

Frösche küssen und Schatzsuche

Seinen ganz besonderen Reiz übt das Herrenhaus aber auf Kinder aus, denn die können hier unter fachlicher Anleitung die Natur kennen lernen. „Frösche küssen“ ist diese Aktivität überschrieben – das aber ist eher nicht wörtlich zu nehmen. Die Kinder können unter anderem lernen, welche Leckereien am Straßenrand wachsen (und die anschließend auch verzehren), sie lernen kleinste Wassertiere kennen oder machen sich mit GPS und Kompass auf Schatzsuche. Marianne Krag Petersen, die all diese Aktivitäten leitet, geht offenbar voll und ganz in ihrem Beruf auf, ihre Begeisterung ist ihr förmlich anzumerken. Stolz zeigt sie ihren Gemüsegarten und berichtet davon, dass Kinder, die ansonsten niemals Gemüse oder Salat verzehren, schon mehr als einmal völlig begeistert das selbst Geerntete und anschließend auch selbst Zubereitete verzehren – die Eltern staunen dann nur noch  . . .

Wer sich auf diese Insel einlässt, der kann sie auch genießen. Wer auf Langeland ankommt, ist sofort weit weg vom Alltag. Schon am frühen Morgen gibt es die Laute und Gerüche der Natur zu spüren, die sich natürlich im Laufe des Tages vertiefen lassen. Gerade für Radfahrer ist die Insel ein Paradies, wobei deren Hügel auch keine unüberwindlichen Hindernisse darstellen. Überall gibt es Natur pur – auch an den herrlichen Sandstränden, wo keine Strandkörbe oder Liegen den Massen-Tourismus einläuten. Hier lässt es sich entspannen, hier lässt es sich auch baden. Oder spazieren gehen. Stundenlang. Stets mit etwas Wind im Haar – einfach wunderschön!

Die wirklich hervorragende Gastronomie der Insel, die vorrangig mit regionalen Produkten arbeitet, hat nur einen Nachteil: Dänemark ist teuer. Ganz besonders gilt das für alkoholische Getränke. Die sollten, wenn denn Bedarf dafür vorhanden ist, aus Deutschland mitgebracht werden.

Ein besonderer Tipp: Wer Urlaub auf Langeland buchen möchte, kann das sehr einfach über das Portal https://www.inselurlaubdaenemark.de/ tun, wo sich ganz individuell Unterkünfte, Aktivitäten und Fähren in einem Schritt buchen lassen.

Text & Fotos: Dirk Kröger

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