Mai 8, 2018

Die dänische Insel Als: Treffpunkt der Segler  

Mai 8, 2018

Als lebt Geschichte. Das ist auf dieser Insel deutlich zu spüren. Die turbulente Vergangenheit des Eilandes ist noch heute vielerorts spürbar. Dybbøl beispielsweise war Schauplatz der größten Schlacht in der Geschichte Dänemarks, nämlich der zwischen Preußen und Dänemark im Jahr 1864. Diese wird jedes Jahr im Juni in historischen Uniformen nachgespielt – ein perfekter Zeitraum also, um die Reise nach Als anzutreten. Wem das nicht passt: Vor Ort erzählt auch das Geschichtszentrum Dybbøl Banke in Ausstellungen und Filmen die Vergangenheit nach. Die historische Dybbøl Mühle in der Nähe des Schauplatzes ist noch heute dänisches Nationalsymbol.

Wassermühle auf Als.

Naturfans kommen auf ihre Kosten

Aber nicht nur die Vergangenheit macht den Reiz von Als aus, sondern auch die Gegenwart. Im Süden der Insel beispielsweise liegt das Naturreservat „Trillen“ mit einer vielfältigen Vogelwelt. Im Waldgebiet Nørreskoven nahe des Kleinen Belts stehen einige der ältesten Eichen Dänemarks, viele von ihnen wurden bereits um das Jahr 1770 herum gepflanzt. Eine Attraktion für Familien ist der naturwissenschaftliche Erlebnispark Universe bei Nordborg. Im Mittelpunkt steht hier der „Blue Cube“, mit dem sich Island bei der Expo 2000 in Hannover vorstellte. In seinem Inneren bieten ein 18 Meter hoher Geysir, Blitze und Vulkanausbrüche ein beeindruckendes Schauspiel. Interaktive Spiele, Experimente und Europas erste Segwaybahn runden das Angebot für alle Entdecker ab. Als hat rund 100 Kilometer Reitwege und kann vom Pferderücken aus bestens erkundet werden. Wer mehrere Tage mit einem Pferd unterwegs ist, hat die Möglichkeit, in sogenannten „Heuhotels“ zu übernachten, wo es Platz für Pferd und Reiter gibt.

Ringreiterfeste im Sommer

Und dann gibt es noch ganz besondere Höhepunkte, nämlich die Ringreiterfeste, deren Tradition  bis ins Mittelalter zurück reicht. Während der Sommermonate hat fast jeder Ort auf Als ein eigenes Reiterfest – das größte davon ist in Sønderborg, wo regelmäßig rund 500 Reiter am Start und viele Zuschauer vor Ort sind. Auf dem idyllischen Schloss Nordborg gibt es zudem jährlich am zweiten Juni-Wochenende das Nord-Als Musikfestival mit Musik auf mehreren Bühnen und einem Zirkus. Zudem bietet Als ein maritimes Kultur-Ereignis: Die „Kongelig Classic 1855 Regatta“, bei der sich vier Tage lang alles ums Segeln dreht. Die Regatta wird in jedem Sommer zwischen Flensburg, Sønderborg und Aabenraa auf Jütland ausgetragen, wobei der Startort jeweils wechselt. Natürlich gibt es noch mehr zu sehen, so beispielsweise einen Bauernhof aus dem 18. Jahrhundert an der Nordkante der Insel, die Reetdachmühle von Havnbjerg oder auch das Rokoko-Schloss Augenstborg.

Der Strand in Sventrup.   Foto: Dguendel

Spannende Geschichte

Spannend ist aber auch die Geschichte der Insel, die einst sogar zu Preußen gehörte. 1920 entschied sich im Rahmen einer Volksabstimmung eine Mehrheit der Bevölkerung dafür, dem Königreich Dänemark beizutreten – wobei diese Abstimmung wohl weltweit die erste ihrer Art war. Auf Als lebt auch heute noch eine deutsche Minderheit, für die es unter anderem auch entsprechende eigene Schulen gibt. Auch einige Straßen oder Gebäude tragen noch deutsche Namen. Der Vorteil für den Reisenden: Er kann sich auf Als ziemlich problemlos auch in Deutsch unterhalten, denn auch die meisten Dänen haben diese Sprache gelernt.

Übrigens hat Als auch eine hervorragende Gastronomie, in deren Mittelpunkt natürlich Fisch-Gerichte stehen, die leider – wie überall in Skandinavien – recht teuer sind. Für Besucher gibt es eine Vielzahl an Campingplätzen und weitere Übernachtungsmöglichkeiten von Jugendherbergen über Ferienwohnungen bis hin zu Hotels, wobei da für nahezu jeden Geldbeutel etwas zu finden sein sollte.

Sønderborg an der Flensburger Förde

Das Schönste von Als aber ist die größte Stadt der Insel, nämlich Sønderborg. Die Stadt liegt direkt an der Flensburger Förde und hat eine malerische Altstadt mit verwinkelten Gassen, ist zudem leicht zu erreichen, weil sie unweit der Grenze zu Deutschland liegt. Die Altstadt liegt landschaftlich reizvoll auf der Insel Als, der westliche Teil hingegen gehört zur Kimrischen Halbinsel. Dazwischen verläuft der trennende, 250 Meter breite Als Sunde, der nach Süden hin in die Sønderborg Bugt mündet. Diese ist Teil der Flensburger Förde. Nördlich von Sønderborg reicht der Augustenborg Fjord tief nach Als hinein.

Eine Besichtigung beginnt sinnvollerweise am Schloss von Sønderborg, das heute ein Museum beherbergt, wobei vor allem die ehemaligen Kerkeranlagen interessieren. Das Schloss ist eine vierflügelige, annähernd rhombusförmige Anlage um einen Innenhof.  Von den ursprünglichen Wehrtürmen, die die Ecken des Gebäudes schützten und betonten, sind heute fast nur noch die Fundamente vorhanden. Lediglich an der nordwestlichen Ecke des Schlosses hat sich ein stumpfer Turmansatz erhalten. Der gesamte dreistöckige Bau ist aus Backstein errichtet und ruht auf einem Fundament aus mächtigen Steinquadern. Die Fassaden des Schlosses wirken recht streng, sie werden lediglich durch die große Anzahl an Fenstern belebt. Das Schloss liegt idyllisch direkt am Hafen, wo vor allem Yachten festmachen und viele gastronomische Betriebe (leider mit sehr skandinavischen Preisen) zu finden sind. Viele Häuser der Hafenpromenade wurden eingehend renoviert und erneuert. In der Nähe des Schlosses steht seit Juli 2004 die 2,30 Meter hohe Bronzeskulptur Butt im Griff des deutschen Literatur-Nobelpreisträgers Günter Grass, der dem Vernehmen nach gern in Sønderborg Urlaub machte.

Sehenswerte Altstadt

Dann aber geht es in die Altstadt. Die erweist sich als absolut sehenswert und bietet vor allem in den Nebenstraßen einige geschlossene Ensembles, vor allem zwischen Rathaus und Schloss sowie in der Kirchenstraße. Zu finden sind hier auch schöne Jugendstil-Gebäude. Sehenswert ist auch das im dänischen Klassizismus erbaute Rathaus. Und ganz besonders zieht das Ringreiter-Haus Blicke auf sich, weil das ungewöhnlich schief wirkt und der unbefangene Besucher befürchten muss, dass der Giebel des Hauses bald auf die davor liegend Straße abstürzt.

Einige Straßen haben sogar noch deutsche Namen, am kleinen ehemaligen Marktplatz ist gar eine deutsche Schule zu finden – in Sønderborg lebt eben auch heute noch eine deutsche Bevölkerungs-Minderheit.  Schwierig ist die wirtschaftliche Lage, weil der größte Arbeitgeber der Region, die Firma Danfoss, erst kürzlich viele Arbeitsplätze nach Osteuropa verlegte. Das hat eine recht hohe Arbeitslosigkeit in Sønderborg zur Folge, die wiederum dafür sorgt, dass die Einwohnerzahl der Stadt in den vergangenen Jahren ständig sank.

Wer nach Als reisen möchte, findet hilfreiche touristische Informationen im Internet unter www.visitsonderborg.de

Dirk Kröger

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