Januar 22, 2025

„Paul Gauguin“: Kreuzfahrt im Südsee-Paradies

Paul Gauguin Kreuzfahrt Südsee

Januar 22, 2025

Das türkisfarbene Wasser der Lagune, die sie umsäumenden Palmeninselchen und traumhafte Strände machen Tahaa zum Südsee-Paradies. Doch die Gäste des Kreuzfahrtschiffs „Paul Gauguin“ würdigen das Bilderbuch-Panorama gerade mit keinem einzigen Blick: Sie schnorcheln durch das Wasser und staunen. Der Korallengarten, der vom Barriereriff in die Lagune führt, ist idealer Lebensraum zahlreicher Arten. Hier wimmeln viele bunte Fischschwärme umher, die große Jäger wie Schwarzspitzenhaie anlocken. Tintenfische, Rochen, Seeanemonen und -federn sowie Schwämme vervollkommnen die Szenerie. Der Unterwasserreichtum würde einem den Atem verschlagen, müsste man ihn beim Hinabtauchen für einen genaueren Blick nicht ohnehin anhalten.

Paul Gauguin-Kreuzfahrt: Perfekt für Taucher

Schnorchelsets können die Passagiere an der Marina leihen, die auch als Basis für Taucher dient. Denn auf der „Paul Gauguin“, einzigartig für ein Kreuzfahrtschiff dieser Größe, können Gäste nicht nur Tauchausflüge buchen, sondern auch Tauchen lernen und eine Lizenz erwerben – Grundausbildung im Pool und Freiwasserübungen in der Lagune von Bora-Bora. Der 50-jährige Tauchlehrer Karim Djaudi, seit fünf Jahren auf dem Schiff, und drei Dive Master betreuen auf dieser Reise 14 Taucher. Karim organisiert alles von seinem Computerdesk auf Deck 4 schräg gegenüber dem Ausflugsbüro, lässt sich vorab Tauchlizenzen und Logbücher schicken und führt am ersten Tag an Bord, der ein Seetag ist, ausführliche Gespräche mit jedem Taucher, um sein Können zu prüfen.

Tauchen Paul Gauguin

 „Ich muss mir die Gäste genau anschauen, die meisten sind ja keine 30 oder 40 Jahre mehr. Und es sind immer auch einige dabei, die zwar eine Lizenz haben, aber jahrelang nicht mehr getaucht sind.“  Lizensierte können, bis auf Seetage, drei Tauchgänge pro Tag absolvieren und herausragende Spots wie den Korallengarten, die Hai-Allee vor Fakarava oder den Delfin-Spielplatz vor Rangiroa kennenlernen, so Karim. „Eine Tauchbasis an Land hat maximal zehn gute Spots, mit der Gauguin sind wir jeden Tag vor einer anderen Insel und checken fünf bis zehn Spots, haben also auf der Reise insgesamt mehr als 50 großartige Tauchplätze zur Wahl.“

Romantisches Candle light-Dinner

Rund 30 Jetlag-Geplagte und Frühaufsteher sind morgens um 5 Uhr bei der Einfahrt nach Fakarava mit Sonnenaufgang an Deck. Spektakulär nutzt Kapitän Patrick Marchesseau die kleine Lücke zwischen zwei Korallenbänken, um bei starker Strömung mit heftigem Wellengang in die Lagune einzufahren, die Palmen an steuerbord scheinen zum Greifen nah. Ab 6 Uhr gibt es ein Frühaufsteher-Frühstück im La Palette, der gemütlichen Lounge-Bar auf Deck 8, wo man auch prima draußen sitzen kann.

Paul Gauguin Kreuzfahrt Südsee

Ebenfalls auf diesem Deck 8 befindet sich das Freiluft-Restaurant Le Grill, gegen Wind und Regen durch Planen geschützt. Hier muss man reservieren, denn es ist äußerst beliebt, vor allem beim Candle light-Dinner. Einmal pro Woche werden die Tische zum Abendessen, fein geschmückt und mit Kerzen, rund um den gegenüberliegenden Pool gestellt – herrlich kitschig-romantisch!

Um die Qualität von Essen und Getränken muss man sich auf einem französisch betriebenen Schiff eh keine Gedanken machen. Was aber Küchenchef Paul Ellis und sein Team auch auf die Teller im La Veranda sowie dem Hauptrestaurant L`Etoile zaubern, hat allerhöchstes Niveau. Bis auf exklusive Weine und Spirituosen ist alles im All inklusive-Angebot enthalten, auch die Minibar wird täglich kostenlos aufgefüllt.

Die „Paul Gauguin“. Im Angebot von Ponant

Die 1997 gebaute „Paul Gauguin“ wurde von Radisson Seven Sea Cruises (heute Regent) speziell für Kreuzfahrten in Französisch-Polynesien gechartert. 2010 übernahm Pacific Beachcomber die „Gauguin“, weshalb bis heute viele US-Amerikaner und Australier Reisen buchen. 2019 übernahm die französische Reederei Ponant das Schiff und bietet seitdem die luxuriösen Reisen an. Franzosen, US-Amerikaner und englischsprachige Gäste machen den Hauptteil der bis zu 330 Passagiere aus. Aber auch deutschsprachige Gäste, die per Schiff die Region entdecken wollen, kommen immer mehr.

Paul Gauguin Kreuzfahrt Südsee
Kabine auf der Paul Gauguin.

 

Denn als einziges reines Kreuzfahrtunternehmen, das ausschließlich in dieser Region fährt, hat Spezialist Paul Gauguin Cruises, überall in Französisch-Polynesien hervorragende Kontakte und kann beispielsweise auch Landausflüge zu unbekannteren oder von der Besucherzahl stark eingeschränkten Kultstätten anbieten.

Hommage an Paul Gauguin

Den Bezug zur polynesischen Kultur und vor allem dem Namensgeber findet man überall auf dem Schiff: In den Balkonkabinen auf Deck 7 stehen in einer Nische Steinskulpturen, auf den Fluren en hängen alte Fotografien von Landschaften, Dorfszenen und Menschen, auch Paul Gauguin posiert darauf immer wieder mit Einheimischen in prächtigen Gewändern. Vor dem Restaurant La Veranda auf Deck 6 sind Artefakte wie Schmuckpaddel und hölzerne Haihaken sowie alte Folianten mit Stichen aus der Südsee wie die „Weltreise der Fregatte La Boudeuse“ (Paris 1771) oder „Reisen von Wallis, Byron & Cook (Paris 1774) ausgestellt.

Außerdem vier Originaldrucke von Paul Gauguin, zwei davon signiert: die beiden Lithografien La Orana Maria (1894) und Manao ta papau (Sie denkt an Geister, 1893) sowie ein gezeichnetes Portrait einer Frau von den Marquesas und eine Farbzeichnung auf einer Speisekarte, mit der Gauguin in dem Restaurant sein Essen bezahlte.

Exotik auf den Marquesas

Steilküsten, schwarze Strände sowie steil aufragende Bergspitzen vulkanischen Ursprungs, die dicken weißen Wolken in den Bauch zu pieken und Wasser für kurze Regenschauer zu melken scheinen, prägen das Bild auf den Marquesas. Wo das Grün nicht im Zaum gehalten wird, tobt erbarmungslos das Chaos der von paradiesischem Klima und fruchtbaren Böden entfesselten Natur. Überall wächst, sprießt und duftet es, nach Frangipani, Jasmin, Tiare, Heliconia oder rotem Ingwer, Bananenstauden und Kokospalmen breiten sich nahezu überall aus.

 

Keine Inselgruppe liegt so weit von allen Kontinenten entfernt, bis nach Australien sind es 6.000 Kilometer. Die Marquesaner behaupten, die Inseln seien so weit abgelegen, dass ihre nächsten Nachbarn die Götter sind. In dieser Abgeschiedenheit entstand eine Kultur, die den gesamten südpazifischen Raum beeinflusste. Auf der Suche nach neuen Lebensräumen besiedelten die Marquesaner etwa die Osterinseln oder Hawaii und brachten ihre Lebensweise, ihre Gesänge und Tänze mit.

Paul Gauguin Kreuzfahrt Südsee

Einzigartige Zeichensymbole wurden in Felsen geritzt und unter die Haut gestochen. Die heute weltweit beliebten „Tataus“ stammen ursprünglich von den Marquesas. Tätowierung war ein Privileg der Männer, dokumentierte die Kaste, die finanzielle Situation. Sie war Wappen, Biografie und auch Schmuck, wurde getragen wie ein teurer Maßanzug, nur dass das Tätowieren deutlich schmerzhafter war als eine Anprobe. Denn das Instrumentarium war ursprünglich sehr primitiv und der Prozess brutal: Mit Knochenkämmen, Tierzähnen und Bambushämmern wurde Farbe in die Haut getrieben. Sie stammte vom Ruß verbrannter Bankulfrüchte.

Gutes Lektorenprogramm

Das Lektorenprogramm kann in dieser Dichte nur ein Spezialist bieten und so sind ausgezeichnete und einzigartige Experten an Bord: Der 60-jährige Pascal Erhal Hutuuku führt eine Bewegung an, die einen Antrag auf Aufnahme in das UNESCO- Weltkulturerbe gestellt hat. Das Programm zielt darauf ab, altes Wissen zu retten und der jungen Generation Wertschätzung für die eigene Kultur zu lehren. Außerdem wurden ein Dutzend Land- und vor allem Meeresreservate ausgewiesen, denn es drohte wirtschaftlicher Raubbau, so Hutuuku: „Natur und Kultur mussten vor industrieller Fischerei, Abbau von Phosphat und auch zu viel Tourismus geschützt werden. Unsere Kultur ist es, die Natur zu achten und zu erhalten, beides gehört in Polynesien eng zusammen.“

Pascal Erhal Hutuuku führt eine Bewegung an, die einen Antrag auf Aufnahme in das UNESCO- Weltkulturerbe gestellt hat.

 

Die einzigartige Kultur zog schon im vergangenen Jahrhundert Prominenz wie Paul Gauguin oder Jacques Brel an, die sich auf Hiva Oa niederließen. Deren Grabstätten ziehen heute wiederum viele Touristen an, Maler und Chansonsänger sind auf dem alten Friedhof oberhalb von Atouna beigesetzt. Fasziniert von Fotos und Kunst der Polynesier bei der Weltausstellung 1889 in Paris, kam Gauguin 1891 auf Tahiti an und zog schließlich weiter auf die Marquesas.

Grab Gauguin
Das Grab von Paul Gauguin.

 

Auf Hiva Oa fand er für seine letzten 20 Lebensmonate Heimat und malte seine letzten Meisterwerke, in seinem Maison du Jouir, dem Haus der Wonnen, wo er am 8. Mai 1903 starb. Mit seinen Bildern setzte er den Menschen Polynesiens Denkmäler und befeuerte die Südsee-Träume der Europäer. Das Gauguin-Museum im Botanischen Garten im Ortskern von Atouna ist eine originalgetreue Kopie des Maison de Jouir, die zwar keine Originale enthält, dafür aber eine umfangreiche Sammlung seiner Werke. Nur wenige hundert Meter sind es bis zum Brel Museum, wo Leben, Filme und Konzerte des belgischen Sängers in Fotoserien zusammengestellt, seine Chansons im Hintergrund anhörend wandelt der Besucher durch die Ausstellung.

Auf Thor Heyerdahls Spuren

Auf Fatu Hiva empfangen blumenbekränzte Frauen in bunten Kleidern die Gäste und hängen den Passagieren duftende Hibiskus-, Jasmin- und Tiaréblütenketten um. Peitschend brechen sich die Wellen an den schroffen Klippen des Ufers, wo Thor Heyerdahl die Bootsbaukünste der Marquesaner studierte. Mächtige, grün bewaldete Klippen und Berge leuchten im morgendlichen Sonnenschein, von oben hat man durch die gefiederten Köpfe der Palmen hindurch eine fantastische Aussicht auf die vom Wind gekräuselte See, die Bucht öffnet sich wie eine Schale aus Perlmutt. Die gewaltigen, hochragenden Felsen am Ortseingang des Dorfes Hanavave regten französische Seemänner an, den Meereseinschnitt Baie des Verges zu nennen – Phallusbucht. Dieser Name war den strenggläubigen Missionaren aber ein Dorn im Auge und so benannten die klerikalen Sittenwächter, unter listiger zu Hilfenahme eines einzigen „i“s, den unzüchtigen Begriff um, zur heutigen Baie des Vierges – Bucht der Jungfrauen.

Paul Gauguin Kreuzfahrt Südsee
Die Paul Gauguin vor Moorea.

Südsee-Paradies auf der Privatinsel

Entspannung und Genuss kommen auf der Kreuzfahrt aber auch nicht zu kurz: Auf Motu Mahana, Privatinsel der Reederei in der Lagune von Raiatea, begeistert der Südsee-Dreiklang aus Sonne, blendend weißem Sandstrand und Kokospalmen. Küchenchef Paul Ellis und Hoteldirektor Carlos Acevedo haben ein reichhaltiges Barbecue mit viel Fisch und Meeresfrüchten herrichten lassen. Eine Bar im seichten Wasser, polynesische Musiker, Bastelkurse mit Muscheln oder Blumen, ein herrlicher Entspannungstag mit viel Bade- und Sportspaß. Das Wasser glitzert verlockend und am Horizont verschwimmt der Himmel nahtlos mit dem Pazifik.

                                                                                                                                                                       Text:  Ingo Thiel

                                                                                                                                                                       Fotos: Ingo Thiel & Ponant

Infos zur Kreuzfahrt im Südsee-Paradies

Die „Le Paul Gauguin“ ist ein Schiff von überschaubarer Größe mit 165 Kabinen und Suiten. Alle verfügen über Meerblick und bietet einen unglaublichen Panoramablick über die klaren Gewässer des Südpazifiks. Die elegante Dekoration an Bord ist von polynesischer Kultur inspiriert. Das Schiffspersonal besteht aus 217 Besatzungsmitgliedern. Gäste in den Suiten der Kategorie B oder höher genießen Butlerservice.  Für den 24-Stunden-Roomservice auf den Kabinen, einschließlich der Gerichte aus dem Restaurant L’Étoile, wird keine zusätzliche Gebühr erhoben. Kostenloses WLAN ist sowohl in den Kabinen als auch in den öffentlichen Bereichen verfügbar.

Preisbeispiel: Sieben Nächte auf der Paul Gauguin in der Südsee werden 2025 ab 4240 Euro angeboten. Mehr Infos gibt es hier.

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