Oktober 22, 2024

Guernsey: Nicht nur Briefmarken und Geldscheine

Guernsey

Oktober 22, 2024

Es ist schon ungewöhnlich, wenn mitten im Ortszentrum die Victoria Road auf die Rue de Pré trifft. Aber so ist das nun einmal auf Guernsey, der nach Jersey zweitgrößten britischen Kanalinsel. Hier stoßen England und Frankreich so direkt aufeinander wie nirgendwo sonst. Rein geografisch müssten Jersey, Guernsey, Alderney, Herm und Sark eigentlich der französischen Normandie zugeordnet werden, politisch aber haben sie eine ungewöhnliche Sonderstellung, denn die Inseln im Ärmelkanal gehören nicht zum Vereinigten Königreich, sondern sind Kronbesitz. Und damit gehören sie trotz eigener Geldscheine und Briefmarken – die bei Sammlern besonders begehrt sind – irgendwie doch wieder zu England.

Guernsey: Mildes Klima

Dank des Golfstroms herrscht auf den Inseln ein fast mediterranes Klima mit milden Wintern und nicht zu heißen Sommern. Ein Traumziel also vor allem für ältere Menschen, die als Touristen sehr willkommen sind, allerdings auf Dauer dank stringenter Gesetze hier nicht bleiben dürfen. Aber einen Besuch sind die Inseln allemal wert – am besten geht es von einer zur anderen. Das haben auch mehrere Reedereien erkannt, so steuern rund 100 Passagierschiffe mit 100.000 Tagesgästen im Jahr Jersey, Guernsey und Alderney an. Für sie gibt es viel zu sehen und zu erleben. Hier eine Reihe kleiner englischer Gärten, dort Restaurants mit französischen Spezialitäten. Doch das Wetter kann auch den Kreuzfahrern einen Strich durch die Rechnung machen, denn weil es keine entsprechenden Häfen auf den Inseln gibt, müssen die großen Schiffe auf Reede liegen und die Passagiere mit Tendern an Land gebracht werden. Das klappt nicht immer – bei starkem Wind und entsprechendem Seegang können die kleinen Boote nicht auf den Weg geschickt werden.

Kanalinseln

„Kanalinseln und mehr“ überschreibt Plantours eine elftägige Reise ab und bis Hamburg, bei der nicht nur die im Ärmelkanal liegenden Eilande angesteuert werden, sondern weitere europäische Höhepunkte wie Antwerpen, St. Malo, die Scilly-Inseln ganz im Westen Britanniens, Cornwall und die Isle of Wight. Und so folgt tatsächlich ein Höhepunkt auf den anderen, was vor allem bei Best Agern die Sehnsucht nach nahem gelegenem Unbekannten stillen soll.

Hauptstadt St. Peter Port

Auf Guernsey herrschte gutes Wetter – und so ging es problemlos von der „Hamburg“ an Land. Hier begeistern zerklüftete Steilküsten mit Sandstränden und kleinen Buchten, trutzige Türme, mediterrane Gärten, versteckte Täler, stattliche Villen und Herden goldener Guernsey-Rinder.  Seltene Vogelarten und typisch britische Pubs gibt es ebenso wie das zum Museum umgewandelte einstige Domizil des Dichters Victor Hugo und die quirlige Hauptstadt St. Peter Port mit all ihrer Blumenpracht. Wer sich für Geschichte interessiert: In der Nähe des Flughafens ist bei Le Bourg das „German Occupation Museum“ zu finden, in dem Exponate aus der deutschen Besatzungszeit zu bestaunen sind. Fast daneben in St. Andrews liegt das German Military Underground Hospital mit aus dem Fels gesprengten Stollen, die jedoch niemals ihrer zugedachten Bestimmung gerecht wurden.

Guernsey

Little Chapel

Absolut sehenswert ist auch die „Little Chapel“ bei St. Andrew. 1914 schuf Bruder Deodat die Miniatur-Version der Basilika von Lourdes, die allerdings gleich zweimal abgerissen und neu aufgebaut wurde – die ersten beiden Versionen waren zu klein. Im dritten Anlauf entstand ab 1923 in erster Linie aus Muschelschalen und Porzellanscherben die etwa 15 Quadratmeter große Kapelle. Sie hat drei Eingänge, eine Krypta und einen winzigen Vorraum. Außerdem gilt sie als eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Insel und soll das kleinste offiziell geweihte Gotteshaus der Christenheit sein.

Guernsey

Wer allerdings keine Zeit hat, um die gesamte Insel zu erkunden, der darf sich in der Hauptstadt Saint Peter Port vergnügen – die Tender legen direkt im Zentrum der rund 19.000 Einwohner zählenden Stadt an. In der Fußgängerzone befindet sich eine ganze Reihe entzückender kleiner Geschäfte, es gibt Cafés und Restaurants und Kneipen. Aber Vorsicht: Obwohl Guernsey als Steuerparadies gilt, sind die Preise hoch. Wir zahlten beispielsweise bei einem Pub-Besuch für ein Bier und einen Apfelwein etwas mehr als 13 Pfund (etwa 16 Euro). Doch der Blick auf all die Blumen-Arrangements und den quirligen Hafen ist auch diesen Preis wert. Und wann kommt man schon mal wieder nach Guernsey?

Landgang Kanalinseln in WELCOME ABOARD

Guernsey

Mehr zur Kreuzfahrt „Kanalinseln und mehr“ gibt es in der nächsten Ausgabe von WELCOME ABOARD, die sich hier bestellen lässt.

                                                                                                                                                           Dirk Kröger

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