Hendrik Streeck, bekannter Virologe und Professor, hat sich während der Corona-Pandemie als eine der prägenden wissenschaftlichen Stimmen etabliert. Mit „Das Institut“ wagt er sich ins literarische Terrain und legt einen Wissenschaftsthriller vor, der tief in die Abgründe der medizinischen Forschung eintaucht. Seine Fachkenntnisse und seine Fähigkeit, komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge verständlich zu vermitteln, durchziehen das Buch auf jeder Seite und verleihen der Handlung eine beklemmende Authentizität.
Die Geschichte dreht sich um ein renommiertes virologisches Institut, das an der Entwicklung neuer Impfstoffe und Therapien gegen gefährliche Viren arbeitet. Als ein mysteriöser Todesfall unter den Forschern auftritt, beginnt eine Spirale aus Misstrauen und Angst. Detective Vince Brickle vom Boston Police Department stößt auf viele Ungereimtheiten und Lügen. Während er immer tiefer in die Geheimnisse der Forschungseinrichtung vordringt, stößt er auf ethische Abgründe und wirtschaftliche Interessen, die den wissenschaftlichen Fortschritt untergraben.
Hintergrund als Virologe
Streecks beruflicher Hintergrund als Virologe gibt der Handlung eine besondere Tiefe. Die Beschreibungen der Laborszenen, der wissenschaftlichen Prozesse und der internen Dynamiken innerhalb eines Instituts sind präzise und glaubwürdig. Leser erhalten einen faszinierenden Einblick in die Realität virologischer Forschung, von mühsamer Laborarbeit bis zu den wirtschaftlichen Zwängen, die auf der Wissenschaft lasten. Dies ist eine der großen Stärken des Buches, denn es vermittelt ein realistisches Bild der wissenschaftlichen Welt, das anderen und damit auch den meisten Lesern verborgen bleibt.
Das Institut: Klarer Schreibstil
Streecks Schreibstil ist klar und analytisch, trotzdem gelingt es ihm, Spannung aufzubauen und seine Figuren lebendig werden zu lassen. Die Dialoge sind prägnant und treiben die Handlung voran, während Streeck die innere Zerrissenheit seiner Figuren einfühlsam beleuchtet. Die Atmosphäre des Romans ist dicht und oft beklemmend. Streeck spielt geschickt mit dem Spannungsfeld zwischen dem Streben nach Erkenntnis und der Versuchung, Forschungsergebnisse für persönliche oder finanzielle Vorteile zu manipulieren.
Streeck gelingt es, einen spannenden Thriller mit wissenschaftlicher Präzision zu verbinden, der den Leser fesselt. Die finale Auflösung ist logisch und konsequent, lässt aber genug Raum für Interpretationen und Nachhall. Mit „Das Institut“ beweist Hendrik Streeck, dass er nicht nur ein herausragender Wissenschaftler, sondern auch ein talentierter Erzähler ist. Ein Buch, das die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwimmen lässt – und genau darin liegt seine größte Stärke.
Ingo Thiel
Das Institut
Hendrik Streeck
Piper Verlag
Broschiert, 432 Seiten, 18 Euro
ISBN: 978-3492065597
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