Die Farben der Fähren, die im westpommerschen Swinemünde an- und ablegen, wurden neu gemischt. Hinzugekommen sind Blau und Weiß, Markenzeichen der im Ostseeraum führenden Reederei Finnlines und Flaggenfarben des nordskandinavischen Landes. Wo bisher zwei polnische und eine deutsche Fährgesellschaft Platzhalter gewesen sind, hat sich das finnische Unternehmen dazugesellt. Denn die polnische Stadt Swinemünde mausert sich. Nicht zu Unrecht ist sie sogar im NDR als „Boomtown“ betitelt worden. Die Autobahn 3 oder E 65 von Stettin endet in der Stadt. Doch allein der Tunnel unter der Swine hat der Region noch einen mächtigen Schub beschert.

Fan der neuen Linie
Mit neuen Ladungsströmen werden natürlich immer auch Touristen angezogen, die entweder im Land bleiben oder weiterreisen nach Schweden, Dänemark, Norwegen oder Finnland. Autofahrer aus dem Berliner Raum, vor allem südlich und östlich davon, profitieren ebenso wie die südost- und südeuropäischen Länder.
Man muss allerdings bei der Zufahrt aufpassen, denn es gibt zwei Fährhäfen. Der von Finnlines liegt etwas weiter südlich an der ul. Jana Soltana 1. So sollte man es auch ins Navi eingeben, sonst irrt man unnötig in der Gegend herum.
Deutsche Touristen aus den Usedomer Kaiserbädern nutzen die neue Möglichkeit, um nicht nur günstig in Polen zu tanken oder Zigaretten zu kaufen, sondern auch um eine „richtige Seereise“ zu machen, wie einige von ihnen verraten, mit denen wir vor der Terminalschranke auf grünes Licht warten. „Aus Ahlbeck sind wir rübergekommen“, erzählt uns ein Paar, „in zwanzig Minuten sind wir hier gewesen. Der ideale Kurzurlaub“.

Auf zum Gamla Staden
Neugierig geworden, freuen wir uns uns auf eine „Minikreuzfahrt“ nach Malmö. Wir staunen, wie ausgelastet das Schiff mitten in der Woche ist. Nicht nur durch Lkw, sondern auch durch Pkw. Wir beziehen unsere kleine Kabine, gehen ins Restaurant (Büffet-Restaurant gegen Aufpreis von 22 Euro) und genießen das Essen mit Auslaufmanöver pünktlich um 21.30 Uhr. Übrigens sind die Softdrinks dazu frei, Alkoholika müssen dazu gekauft werden.

Die Nacht an Usedom, Rügen und Mön vorüber verläuft ruhig. Der 188 Meter lange 34.000-Tonner wiegt einen in einen kuschligen Schlaf, bis morgens voraus die knapp acht Kilometer lange Öresundbrücke zwischen Kopenhagen und Malmö auftaucht. Noch ganz klein duckt sich dahinter das 190 Meter hohe „gedrehte“ Wahrzeichen der Sundstadt: der „Turning Tower“. Es wird Zeit zum Aufstehen. Für 12 Euro gibt´s ein reichliches Frühstück, das bis zum Abendessen locker vorhält.

Im Nordhafen, dem Norra Hamnen auf Schwedisch, legt Kapitän Björn Kassten sein Schiff sanft an die Pier. Wir sind froh, ein Auto dabei zu haben, denn man ist hier draußen weitab vom Schuss. Außerdem wollen wir die Zeit bis zur Rückfahrt um 10.15 Uhr für eine Stadtrundfahrt nutzen. „Der frühe Vogel fängt den Wurm“, kommt einem bei fast leeren morgendlichen Straßen in den Sinn. Glück für uns, sodass wir die Gamla Staden oder Altstadt in einer Viertelstunde erreicht haben. Dazu Parkplätze im Überfluss. Selbst am Radhus und bei König Gustav X. hat man freie Auswahl.

Links und rechts der kleinen Gasse Lilla torg ziehen sich niedrige Fachwerkhäuser mit idyllischen Innenhöfen hin. Restaurants aller Art verlocken hier zum längeren Bleiben. Die Zeit reicht auch noch für einen Blick in die Sankt Petri-Kirche im Backsteingotik-Stil aus dem 14./15. Jahrhundert. Ihre Strebebögen sind sehenswert. In wenigen Minuten ist man am bekannten Schloss Malmöhus mit seinem Museum. Dies und das schräg gegenüber liegende Seefahrtsmuseum sparen wir uns für die nächste Minikreuzfahrt auf.

Minikreuzfahrt nach Schweden ist beliebt
Am Check-in (fürs Navi: Malmö, Lappögatan 38) hat sich bereits wieder ein internationaler PKW-Pulk angesammelt. Auch von einigen dieser Fahrer hört man, wenn man sie danach fragt, die Meinung, dass man von Malmö mit „Finnfellow“ günstig über die Ostsee nach Süden springen könne. Aus der Deutschland-Zentrale in Lübeck ist die erfreuliche Nachricht zu erfahren, dass eine Ausweitung des Verkehrs angedacht sei, also dann zwei Schiffe eingesetzt werden sollen. Dann kann man in beiden Häfen wählen zwischen jeweils einer Tages- oder Nachtabfahrt und hat für ein ausgiebiges Sightseeing während der Minikreuzfahrt nach Schweden genügend Zeit.
Peer Schmidt-Walther
Infos:
Preisbeispiel: Fahrt Swinemünde nach Malmö für zwei Personen und einen Pkw: ab 98 Euro. Reisezeit: 9 Stunden.
Die “Finnfellow“: Typ: Ro-Ro-Passagierfähre; Baujahr: 2000; Werft: AESA Puerto Real, Spanien; Länge: 188,30 m; Breite: 28,70 m; Tiefgang (max.): 6,3 m; BRZ: 33.724; Antrieb: 4 x Sulzer8ZAL40S je 6000 kW; Bugstrahlruder: 2 x 1500 kW; Geschwindigkeit (max.): 19 kn; Crew: 40 Pers.; Ladestrecke: 3100 m; Eigner: Finnlines Plc, Helsinki; Reederei: Rederi AB Nordö-Link, Malmö; Heimathafen: Malmö; Flagge: Schweden.

Buchung: www.finnlines.de
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