November 13, 2025

Oman: Arabische Entdeckungen in Sindbads Reich

Oman

November 13, 2025

Um die arabische Welt kennenzulernen, eignet sich ganz besonders das Sultanat Oman für Einsteiger. So haben auch Kreuzfahrtschiffe das Land mit seiner 2000 Kilometer langen Küste auf ihrer Destinationsliste. Die gastfreundlichen Omani machen es den Reisenden leicht.

Eine Windbrise weht in der Hitze über das Teakholzdeck der Dhow. Das traditionelle omanische Schiff gleitet an der Küste vor der Hauptstadt Maskat entlang. Tiefblau leuchtet der Golf von Oman in der Sonne. Jahrhundertelang war der Oman eine maritime Macht, mit Handelsbeziehungen bis nach Indien, Sansibar und China. Die Dhow – schlank und spitz zulaufend, ideal für hohe Geschwindigkeiten und für lange Zeit das wichtigste Verkehrsmittel – durchkämmt die sanften Wellen. Das Wissen um den Bau und die Navigation von Dhows gehört inzwischen zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO.

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Oman: Geschichten aus 1001 Nacht

Einer der vielen Seefahrer, die über die Jahrhunderte an der Küste von Oman im Arabischen Meer kreuzten, war der legendäre Sindbad aus den „Geschichten aus 1001 Nacht“. Die omanische Stadt Sur gilt als Heimat des mythischen Helden, der für den Wagemut der omanischen Seefahrer steht.

Vom Schiffsdeck aus sind das Fort Al Jalali und gegenüber das Fort Al Mirani mit ihren mächtigen Mauern zu sehen. Sie zählen zu einer Reihe von trutzigen Festungen im Oman aus der Zeit der Portugiesen. 1507 besetzte der Eroberer Afonso de Albuquerque, der „Löwe des Meeres“, Maskat, um Handelswege abzusichern. Wie friedlich wirkt dagegen heute die Szenerie in der Stadt gegenüber diesen Zeiten kriegerischer Auseinandersetzungen.

Im Hafen von Maskat

Im Hafen von Maskat (Foto unten) schlendern Touristen über den Muttrah-Fischmarkt. Ältere Omani bieten eine große Auswahl an frisch gefangenem Fisch feil. Ein Mann nimmt gerade einen Thunfisch aus, das ist nichts für zarte Gemüter. Doch dank der guten Klimatisierung riecht es in der großen Fischhalle nicht unangenehm. Stolz tragen omanische Männer ihre traditionelle Kleidung. Nur wie bewerkstelligen sie es, dass die Dishdasha, dieses knöchellange weiße Gewand, sich zu jeder Stunde stets blütenrein und gebügelt zeigt? Dies bleibt wohl eines der Geheimnisse dieses Landes. Ebenso, welche Muster der omanische Mann für seine Kumma wählt, der runden, buntbestickten Kappe auf dem Kopf. Der Khanjar, der halbmondförmige Dolch, wird nur zu formellen Anlässen in den Gürtel gesteckt.

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Spaziergang an der Corniche

Nicht nur was die Garderobe angeht, ist der Oman ein Land der Traditionen. Von einer Wolkenkratzer-Architektur wie in Dubai oder Katar, die immer noch höher hinaus will, möchte man hier nichts wissen. So flanieren die Gäste auf der Promenade der Bucht von Maskat unter Palmen in einer malerischen Kulisse. Moscheen, altertümliche Bauten mit weiß getünchten Wänden, traditionellen Türen und Fenstern reihen sich vor einer Gebirgskette – und im Hafenbecken schaukeln die beiden imposanten Yachten des Sultans.

Im Muttrah Souk

Der Duft von Weihrauch kitzelt die Nase im Souk von Muttrah, wo Händler potenzielle Kunden in ihre kleinen Läden locken. Die Auslagen in den engen Gassen des traditionellen Basars quellen über von orientalischen Parfums, weichen Kashmir-Tüchern und duftendem Weihrauch. Das begehrte Harz des Weihrauch-Baumes hatte Oman in der Antike zu Reichtum verholfen. In den vielen Gängen des Souks muss man achtgeben, dass man sich nicht verirrt.

Geschichte im Nationalmuseum

Das Leben in einem Wüstenland war für die Menschen von jeher eine Herausforderung. Wie Menschen das in dieser Region seit prähistorischen Zeiten bewältigt haben, finden Besucher im Nationalmuseum von Oman in Maskat heraus. Die Schiffsliebhaber unter ihnen treten nah an das historische Dhow-Schiff heran, das in einer hohen Ausstellungshalle prunkt. Mit eigenen Augen sehen sie, dass die Holzplanken ohne Nägel, nur mit Seilen und Holzdübeln, verbunden sind.

Doch die Erdöl-Förderung im 20. Jahrhundert veränderte alles. Die immensen Einnahmen daraus katapultierten das bis 1970 isolierte und rückständige Land innerhalb weniger Jahrzehnte in die Moderne. Verantwortlich dafür war Sultan Qabus bin Said (1970–2020). Diesen „Architekten des modernen Omans“ lernt jeder Gast automatisch kennen, denn seinem Bild begegnet man fast überall, ob auf Straßen, Häusern oder Banknoten. So sehr wird er im Land immer noch verehrt.

Oper in arabischer Welt

Zu den persönlichen Leidenschaften des absoluten Herrschers, der als junger Mann auch einige Monate in Deutschland zubrachte, zählte kurioserweise die Oper. Also musste ein Opernhaus her: 2011 eröffnete das Königliche Opernhaus (Royal Opera House) in Maskat (Foto unten). Ob aus West oder Ost: Die Besucher staunen im riesigen Foyer über die prunkvolle Ausstattung mit aufwendig geschnitzten Holzornamenten. In dem zumeist ausgebuchten Opernhaus war auch das Orchester der Deutschen Oper Berlin schon zu Gast. Demnächst soll eine arabische Oper gegeben werden. Die Hauptfigur: Sindbad, der Seefahrer.

Klotzen, nicht kleckern, hieß es für Sultan Qabus auch beim Bau der Großen Moschee, die nach ihm benannt ist. Mit Platz für bis zu 20.000 Gläubige zählt sie zu den größten Moscheen der Welt. Wen wundert es da, dass der Mensch sich darin winzig klein fühlt und sich in Anbetracht der exorbitanten Ausmaße der glitzernden Swarovski-Kronleuchter und blumigen Perserteppiche nur die Augen reiben kann.

 

Frauen, die das Gotteshaus mit den fünf Minaretten betreten, müssen sich bedecken. Ansonsten gibt es im Oman aber keine gesetzliche Kopftuchpflicht. Dennoch sind omanische Frauen außerhalb des Hauses fast nur in Abayas samt Hijab zu sehen. Die Macht der Tradition und der Religion ist stark.

Bei den Beduinen im Oman

Salma, die Beduinin, zieht zusätzlich noch eine Gesichtsmaske auf, welche nur ihre Kajal umrahmten Augen freigibt. In ihrem Zelt aus Dattelpalmenwedel im riesigen Sanddünengebiet Wahiba Sands empfängt die 61-Jährige auch Touristen und reicht kleine Becher mit omanischem Kaffee, der nach Kardamom schmeckt, dazu gibt es Datteln – das traditionelle Begrüßungsritual.

„Das Leben in der Wüste war früher hart, dennoch mochte ich es immer,“, sagt die Beduinenfrau mit den sonnengegerbten Händen. „Ich bin zufrieden mit dem Schicksal.“

 Zwar ist der Oman längst in der Moderne angekommen, doch gibt es noch Menschen wie Salma, die die alte Welt ohne große Technik erlebt haben. So verkauft sie in ihrem Zelt auch Beutel aus Ziegenleder oder Körbe aus Palmfasern. Vor ihrem geräumigen Beduinenzelt warten zwei gesattelte Dromedare auf Gastreiter. Ohne diese genügsamen Tiere, die tagelang ohne Futter aushalten können, wäre früher keine lange Wüstendurchquerung möglich gewesen.

Oman

Oman: Dünenritt im Landcruiser

Einen Dünen-Ritt der modernen Art machen jene, die in den Toyota Land Cruiser steigen. Schon geht es bei Ash-Sharqiyah steil den Abhang hinunter, der Sand spritzt in die Höhe, der Wagen rutscht seitlich den Berg hinab. Die Mitfahrer schüttelt es ordentlich durch. Dennoch rufen sie vor Begeisterung „Weiter! Schneller!“, selbst jene, die rasante Wüstenfahrten bislang für testosterongesteuerte Aktivitäten der verzichtbaren Art hielten.

Rechtzeitig zum Sundowner wird auf einer Düne der Sitzteppich ausgerollt. Mit einem kühlen Getränk in der Hand blickt man in die Weite der Wüste, deren geheimnisvolle Anziehungskraft einen in den Bann zieht. Und plötzlich reitet ein Mann mit Turban auf einem Kamel vorbei. Großes Kino, „Lawrence von Arabia“ lässt grüßen. Und dann: Barfuß im feinen Sand, der eigentümliche, wellenartige Muster bildet, stapft man in dieser faszinierenden Naturlandschaft dem Sonnenuntergang entgegen. Ein magischer Moment.

Wüste im Oman

Eine Nacht im Wüstencamp

Im Arabian Oryx Wüstencamp klingt der Abend dann unter freiem Himmel aus. Die Sterne glitzern am Firmament und einige Oryx-Antilopen kauen in ihrem Gehege leise vor sich hin. Die wunderschönen Tiere mit ihren schwarz-weißen Gesichtern und langen, geraden Hörnern galten einst als ausgestorben. Dank eines Wiederaufzuchtprogramms hat die Arabische Oryx-Antilope sich wieder vermehrt. Das Nationaltier des Landes war gerettet. Ansonsten sind unterwegs vom Auto aus fast überall Ziegen zu sehen, die frei durch die Landschaft streifen und an Büschen knabbern, ebenso Esel und Dromedare. In einigen Restaurants, wie dem „Jizah“, wo die Gäste diskret in geschlossenen Abteilen am Boden sitzend speisen, steht Kamelfleisch auf der Karte. Es wird wie Gulasch zubereitet und schmeckt etwa wie Rindfleisch.

Die Berge des Oman

Neben den Wüsten locken die imposanten Gebirgswelten von Oman. Beim höchsten Berg im Land, dem gut 3000 Meter hohen Jebel Shams, tut sich ein gewaltiger, rund sieben Kilometer langer Canyon auf. Als würde der Planet einen Blick in seine innersten Eingeweide zulassen, sieht man tausend Meter tief in den Abgrund von Omans „Grand Canyon“. Waghalsige postieren sich nah an der Kante für ein Selfie.

„Alle Wege führen nach Nizwa“, heißt es im Oman. Die alte Hauptstadt (Foto unten) versteht sich als das kulturelle Herz von Oman – eine Stadt im Landesinneren, in der sich religiöse Tiefe, historische Macht und traditionelles Handwerk vereinen. Mit fast diebischer Freude erzählen die Guides im Nizwa-Fort den Besuchern, wie sich die Einwohner früher mit Falltüren, geheimen Gängen und heißem Dattelöl gegen Eindringlinge gewehrt hatten. Gestaunt wird ebenso über die Ausmaße des riesigen Festungsturms. Das 30 Meter hohe Bauwerk aus dem 17. Jahrhundert misst 34 Meter im Durchmesser.

Wie der Oman auch in Sachen zeitgenössischer Architektur mithält, zeigt das spektakuläre Museum „Oman Across the Ages“ (OAAM). 2023 wurde der lichtdurchflutete Bau in der Provinz Al Dakhiliyah eröffnet. Auf 120.000 Quadratmetern durchschreitet der Besucher die Geschichte von Oman, die sich auf modernste Weise mit digitaler Technik präsentiert.

Für den Besucher entsteht das Gefühl, die omanische Geschichte selbst zu erleben. So versinnbildlicht dieses außergewöhnliche Museum komprimiert die Strategie des Landes in heutiger Zeit: Omans Erbe und Traditionen zu bewahren und sich dennoch beständig weiter zu entwickeln. Wie dieser Widerspruch gelebt wird, sieht man sich am besten selbst auf einer Reise in das wenig bekannte Land an.

Text & Fotos: Daniela David

Oman: Weitere Infos

Sechs unterschiedliche Reisen in den Oman hat der deutsche Reiseveranstalter Gebeco im Programm, wie zum Beispiel „Omanische Impressionen“, eine 10-Tage-Studienreise in der Kleingruppe ab 2.945 € inkl. Flüge. Link zur Reise: www.gebeco.de/211T002.
Gebeco ist mit jährlich rund 35.000 Gästen einer der führenden Veranstalter von Studien- und Erlebnisreisen im deutschsprachigen Raum. Seit der Gründung im Jahr 1978 steht Gebeco für Völkerverständigung und verantwortungsbewusstes Reisen, inklusive authentischer Begegnungen mit Menschen und Kulturen. www.gebeco.de

Gute Flugverbindungen von Frankfurt nonstop nach Maskat in knapp sieben Stunden bietet die staatliche Fluggesellschaft Oman Air an. www.omanair.com/de

Der besondere Tipp

Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, wo eigentlich die guten Geister für Kreuzfahrtschiffe, Hotels und Restaurants ausgebildet werden? Im Oman wird im National Hospitality Institute das Personal von morgen geschult. Mit einem breiten Lachen begrüßt Saad Al Tamini die Gäste und führt durch die renommierte Hotelfachschule. „Professionell und systematisch bereiten wir uns hier auf unsere Karriere vor“, sagt der 24-jährige Omani. Besucher können in der Fachschule sogar einen Kochkurs machen. Und am Ende lässt man sich die Gerichte schmecken, welche die Studenten mit einer Köchin zubereitet haben. Der Besuch dort ermöglicht einen seltenen Blick hinter die Kulissen.

Wo Shoppen?

In der Hauptstadt Maskat gibt es eine Reihe von modernen Einkaufszentren. 2023 wurde die bislang größte „Mall of Oman“ eröffnet, die auch über viele schicke Cafés verfügt. Wie sehr sich Omani über Schnee freuen, kann man im integrierten Snowpark „Snow Oman“ beobachten.

In der Stadt Nizwa bietet das direkt beim Souk im Zentrum gelegene Geschäft Brandah omanische Produkte wie Gewürze, Halwa und vor allem Datteln der unterschiedlichsten Sorten an. Ideal als Mitbringsel oder für den Eigenbedarf! Weihrauch kauft man am besten im Souk, ebenso traditionellen Silberschmuck.

Abenteuerliche Aktivitäten

Bei großer Hitze ist es ein erfrischendes Gefühl, sich im kristallklaren, türkisblauen Nass vom Wadi Bani Khalid abzukühlen und die enge Schlucht, die von hohen, hellen Felsen gesäumt wird, zu durchschwimmen.

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